Der politischen und ökonomischen Expansion der zahlreichen Chokwe-Häuptlingstümer im 19. Jahrhundert aufgrund der Beteiligung am Weltmarkt-Handel entsprach die Blüte und stilistische Differenzierung der höfischen Kunst. Verglichen mit den anderen hier gezeigten Chokwe-Figuren wirkt der Herrscherkopf, der das Zepter krönt, mit der aufgeblähten, breiten Nase und dem leicht lächelnden Mund realitätsnäher und weniger der menschlichen Welt entrückt. Trotzdem handelt es sich dabei nicht um ein auf physiognomische Ähnlichkeit abzielendes Porträt im europäischen Sinn, sondern um einen besonderen Stil innerhalb der Chokwe-Kunst. Besonders hervorgehoben sind die Attribute, die die soziale Person mit ausmachen. Die volutenförmigen Linien der Palette unterhalb des Kopfes werden in einer für die Formsprache der Chokwe typischen Weise durch die schwungvollen Wölbungen der Kopfbedeckung – eines der wichtigsten Herrschaftskennzeichen – wieder aufgenommen. Die Messingnägel, die im Handel als Tauschmittel dienten, weisen auf den Reichtum des Besitzers hin. / P.I.
Sammler: Homeyer, Alexander von