1887 reiste Friedrich Preller mit seinen Schülern von der Dresdner Akademie an die Ostsee, besuchte erstmals die Insel Rügen und die Malerkolonie auf der Insel Vilm. Doch auch wenn Preller, berühmt für seine Bilder südlicher, meist italienischer Landschaften, bis 1899 fast jährlich nach Vilm reiste und dort Studien anfertigte, erschloß sich ihm die Ostseeregion nur schwer. »Es ging mir«, schrieb er an die befreundete Frau von Holstein am 6. November 1887, »wie es Jedem geht, der sich eine bestimmte Vorstellung macht und Alles total anders findet. […] In mir lebte die Vorstellung des Landes wie es mein Vater gemalt hat: rauschendes Meer und Hühnengräber mit 1000 jährigen Eichen, und ich fand eine Natur zwar fein und reizvoll, aber gänzlich charakterlos und was noch schlimmer ist: physiognomielos. […] Das Rügen meines Vaters ist das Phantasiegebilde eines großen Künstlers, den diese Natur nicht eigentlich anregte, sondern der seinen Geist in die Natur hineinlegte. Nun will ich versuchen, ob ich diesem mir neuen Lande auch eine Seite abgewinnen kann« (Tagebücher des Künstlers, München 1904, S. 252).
Nach den Studien auf Rügen sind nur wenige Bilder entstanden. Eines davon, über die Sammlung Dr. Georg August Freund in die Nationalgalerie gelangt, zeigt in gewittriger Stimmung einen Blick auf den bewegten Rügener Bodden. Im Vordergrund ist ein Fischer neben seinem Boot zu sehen, der Pfeife rauchend den Horizont beobachtet. Ein großer Fels ragt rechts von ihm wie ein urzeitlicher Findling aus dem Sand. – Vgl. die Abbildung der zugehörigen Studie in der Broschüre »Der Vilm, die Maler-Insel« von Toni Preller, der Ehefrau des Künstlers, aus dem Jahr 1906 (Blasewitz, Verlag Emil Boden, o. Pag.). | Regina Freyberger