Wappenscheibe, mehrfach gebrochen, mit Notbleien repariert. Solche Scheiben wurden anlässlich des Hausbaues von Verwandten, Freunden und Nachbarn, aber auch der Obrigkeit im Sinne einer Bauunterstützung gestiftet. Den Namen Fensterbierscheibe gab die volkskundliche Forschung den Scheiben nach dem »Fensterbier«, einem Fest, das der Beschenkte für die Stifter ausrichtete.
Gestiftet wurde die hier gezeigte Scheibe von Jobst Hermann Graf und Edler Herr zur Lippe. Der geviertelte Wappenschild steht inmitten der zweiten Reihe von unten und zeigt auf den Plätzen 1 und 4 die lippische Rose, auf 2 und 3 den Schwalenberger Stern mit der Schwalbe. Darunter befindet sich die rechteckige Inschriftscheibe mit einer Frakturinschrift, seitlich geschmückt mit Engelköpfen, Blattwerk und naturalistisch dargestellten Nelken und einer lippischen Rose am Tulpenstiel. Der bekrönte Wappenschild wird seitlich von großen schreitenden Löwen mit gespaltenen Schwänzen gehalten, die vier Scheiben einnehmen. In der oberen Reihe der Scheiben halten schwebende Engel einen Lorbeerkranz. Die Inschriften lauten »V. G. G./Jobst Her-/man Graff/und Edler Herr/zur Lippe 1666«.
Die Herstellung der vier Wappenfenster erfolgte mit dem Regierungsantritt des Grafen Simon Henrich (1649-1697. Neben seinem Wappenfenster ist auch die des Grafen der Linien Lippe-Biesterfeld mit Graf Jobst Hermann (1625-1678) in Auftrag gegeben worden. Der Verwendungsort mag am ehesten noch die Kanzlei (Dikasterialgebäude) am Detmolder Schlossplatz gewesen sein, die wohl 1666 nach Entwurf von Leonhardt Genser erbaut wurde.