Die auf einer achteckigen Basis stehende Gewandfigur stellt einen hageren, älteren Mann mit langem Bart dar. Das Barett mit Ohrenklappen entspricht der typischen Kopfbedeckung Gelehrter und reformierter Geistlicher des 16. Jh. Bei dem Dargestellten handelt es sich um den Reformator Johannes Calvin (1509-1564). Der aus Noyon in Frankreich stammende Jean Calvin war Jurist, Humanist und autodidaktischer Theologe. Seine wachsende Unterstützung des reformatorischen Lagers führte zunächst zu einem Haftbefehl und einer Zeit lang zu einem Leben im Untergrund. In der Folge der so genannten Plakataffäre im Jahr 1534, bei der in Paris antikatholische Plakate aufgehängt wurden, verhärteten sich die konfessionellen Fronten in Frankreich massiv und es kam zu harten Strafmaßnahmen unter König Franz I. Calvin floh in die Schweiz, wo er sich in Basel und Genf aufhielt, den Zürcher Reformator Heinrich Bullinger kennenlernte und sein Hauptwerk „Unterricht in der christlichen Religion“ (Institutio Christianae Religionis) verfasste. In der folgenden Straßburger Zeit stand er in engem Kontakt zum Straßburger Reformator Martin Bucer und organisierte die Gemeinde der französischen Glaubensflüchtlinge in der Stadt. Seine letzten Jahre verbrachte Calvin wieder in Genf, wo er federführend an der Entstehung der Genfer Kirchenordnung beteiligt war. [Johanna Kätzel]