Titel: Hieronymus Weller "In Epistolas et Evangelia dominicalia Expositiones …" 1558
Auf der Innenseite des Vorderdeckels dieses großformatigen Buchbandes, dem neben dem Werk von Hieronymus Weller noch ein zweiter Titel von Johann Calvin "Commentari in Epistolas canonicas…" von 1554 beigebunden, ist ein handgeschriebene Brief Martin Luthers an seinen Freund und reformatorischen Mitstreiter Justus Jonas aus dem Jahr 1536 eingeklebt. Der Brief ist von Luther wie damals unter Gelehrten üblich Latein geschrieben mit der sehr persönlichen Anmerkung in Deutsch in der Mitte des Briefes "wegen des Schelmenbeins im Rücken". Luther schrieb diesen Brief an Mariä Himmelfahrt, das ist der 18. August, 1536. In diesem Privatschreiben Luthers an einen guten Freund erleben wir den großen Reformator sehr offen, vertraut und liebenswürdig. Unten rechts am Ende des Briefes ist Luthers Petschaftsabdruck aufgeklebt. Die letzte Bestätigung, dass es sich um ein echtes Schriftstück Martin Luthers handelt, wurde 1925 von Professor Otto Albrecht aus Naumburg erbracht, der sich dazu in der "Festschrift des Staatlichen Hennebergischen Gymnasiums in Schleusingen" von 1927 äußert. Der Band Z 42 selbst enthält die beiden oben genannten Titel. Hieronymus Weller, Doktor der Theologie, der Verfasser des ersten Werkes wird in diesem Lutherbrief namentlich benannt. Er war langjähriger Hausgenosse Luthers und ein treuer Verehrer des Reformators. Das Buch ist 440 Seiten stark. Zum zweiten Titel gehört ein Index von 19 Seiten.
Einband: Dieses für die Schleusinger Gymnasialbibliothek besonders wegen seines Original-Lutherbriefes bedeutende Buch hat einen hölzernen mit Pergament überzogenen Bucheinband. Darauf befinden sich Abbildungen von Luther und Melanchthon. Deutlich ist auch die Jahreszahl 1558 erkennbar; d.h. im Erscheinungsjahr des Wellerschen Werkes wurde das Buch gebunden.
Provenienz: Nicht nachgewiesen, aber sehr wahrscheinlich ist, dass Justus Jonas, der Empfänger dieses Briefes, diesen dem im Brief ausdrücklich erwähnten Hieronymus Weller hat zukommen lassen. Weller wird den Brief in sein Buch eingeklebt haben, womit er dem Lutherbrief einen sicheren Aufbewahrungsort gegeben hat. Das Buch selbst gehört in der Gymnasialbibliothek Schleusingens zur Zehnerschen Sammlung. Dieser private Nachlass von Vater und Sohn Joachim und Samuel Zehner, beide Superintendenten in der Grafschaft Henneberg, wurde 1658 von der Gräflichen Landesschule für die Bibliothek erworben. [Rosika Hoffmann]