Friedrich August von Sachsen hatte eine Villa in Wachwitz am Elbhang südöstlich von Dresden erworben, die er mit einer »Galerie vaterländischer Ansichten« ausschmücken wollte – eine Idee, die durch die patriotische Bewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts inspiriert worden war (zit. nach: Ernst Ferdinand Oehme, Ausst.-Kat., Dresden 1997, S. 17). Einer der Künstler, der auf Wunsch des Prinzen zur Ausstattung dieser Galerie beitrug, war Ernst Ferdinand Oehme, der unter anderem die Ansicht »Burg Scharfenberg bei Nacht« dafür schuf. Hierbei griff er auf eine 1824 in Rom entstandene Zeichnung eines Renaissanceschlosses bei Mondschein zurück; seine Phantasie habe ihn in die Heimat getragen, erinnerte sich Ludwig Richter (vgl. Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, Frankfurt am Main 1890, S. 179). Die um 1200 nahe der Elbe gegründete Burg Scharfenberg, seit dem späten Mittelalter im Besitz des sächsischen Rittergeschlechts von Miltitz, war nach Blitzschlag und Brand seit 1783 unbewohnt. Als sich 1812 der kunstinteressierte Carl Borromäus von Miltitz die Ruine ausbaute, als Wohnsitz nahm und Freunde wie August Apel, Moritz Retzsch und Friedrich de la Motte Fouqué einlud, wurde die Burg für einige Jahre zu einem Treffpunkt der sächsischen Romantiker. Oehme stellte das auf hohem Felsen sich erhebende Schloß bei Mondschein dar. Festlich sind die Fenster erleuchtet, ein Ritter galoppiert durch die stürmische Nacht. Tief unten der Fluß und die Elbniederung. | Birgit Verwiebe