Das Jahr 1750 war für den Prinzen Wilhelm Ludwig von Schwarzburg-Rudolstadt (1696 - 1756) von besonderer Bedeutung. Das ihm von seinem Vater Ludwig Friedrich I. (1667 - 1718) im Jahre 1712 »mit allen nur zu erdenkenden Bergfreyheiten« verliehene Revier des Silberberges bei Blankenburg fing an, rentabel zu werden. Obwohl sich der Prinz bereits ab 1728, dem Jahr seiner Entlassung aus dem aktiven Militärdienst, mit dem Abbau von Erzen intensiver beschäftigte, kam es erst mit der unvermuteten Freilegung eines reichen Anbruchs um das Jahr 1748 zum wirtschaftlichen Aufschwung. Diese neue Grube, die seitdem »die schönsten blancken Kupfererze« zu Tage förderte, erhielt den Namen seiner Schwester Sophie Juliane. 1750 konnte Wilhelm Ludwig durch die erzielten Ausbeuten die in den Jahren zuvor gemachten Rezesse (Rückstände nicht bezahlter Gelder) im dritten Quartal völlig tilgen. Die Gewerke selbst bekamen in diesem Jahr jedoch noch keine Gewinnauszahlung, so daß Wilhelm Ludwig zur Aufmunterung und zum Ansporn der ›Gewerkschaft‹ beschloß, sie mit einer Medaille für ihre geleistete Arbeit zu honorieren. Den Prägestempel ließ er von dem Gothaer Hofmedailleur Stockmar anfertigen, wobei für die Auftragserteilung die familiäre Beziehung des Prinzen zu jenem Hof eine Rolle gespielt haben wird. Die Ausbeutemedaille, die auch in Kupfer und Zinn ausgeführt wurde - wahrscheinlich für die Bergleute -, prägte aber die Saalfelder Münze.
Die Medaille nimmt aufgrund ihrer Symbolik auf der Vorderseite und der Inschrift auf der Rückseite jedoch nicht nur Bezug auf die Gewinne aus dem Erzabbau. Wilhelm Ludwig schuf gleichzeitig eine Medaille für seinen ›Ordre de la Concorde‹. Diesen im Jahre 1718 gegründeten und in den 20er Jahren stagnierenden Hausorden rief der Prinz 1745 zusammen mit seiner Schwester Sophie Juliane II. (1694 - 1776) wieder ins Leben. Selbstverständlich ernannte sich der Prinz zum Ordensmeister und seine Schwester zur Ordensmeisterin. Im Januar 1746 erhielt der Orden im ›Museo‹ des Prinzen, dem Stiftungsort, feierlich seine Ordensinsignien und wurde mit der Kantate Vnsre Liebe Bleibet Ewig eröffnet. Genau diese Anfangsbuchstaben des Chorwerkes ›v | l. b. | e‹ befinden sich auf dem Ordensstern, der am Lorbeerbaum auf der Medaille dargestellt ist. Zudem gehörte es zu der Legitimation eines jeden neuen Ordensmitgliedes, diese Buchstaben aus eigener Sichtweise zu erklären. Der Lorbeerbaum mit der seitlichen Symbolik des Windes sowie die Überschrift »secvrita in concordia« (Die Eintracht bringt Sicherheit) war die selbstgewählte Ordensdevise des Prinzen Wilhelm Ludwig. Den Gewinn der Hauptfundgrube ›Sophie Juliane‹, benannt nach der Ordensmeisterin, symbolisieren die auf dem Avers dargestellten Bergleute. Die Inschrift auf der Rückseite: »Unter Aufsicht des allergnädigsten Fürsten Wilhelm Ludwig, des Fürsten von Schwarzburg zu Gräfinau, erstarkten die unterbrochenen Künste und brachten den Gruben von Blankenburg wieder glückliche Ausbeute 1750« entspricht genau einer Ordensregel. Denn jedes Mitglied mußte zeigen, was es »in den sogenannten schönen Künsten gethan habe und was man bisher zum Nuzen des gemeinen Besten vorgenommen [habe sowie] was man fernerhin gesonnen sey, darzu zu contribuiren«. Wilhelm Ludwig konnte mit dieser Medaille nicht nur auf die von ihm geförderte Kunst, sondern auch auf den Aufschwung der Wirtschaft unter seiner Verantwortung aufmerksam machen. [Doreen Winker]
Signatur ›stockmar f‹