Die hier vorliegenden Kompasstaschen stammen vermutlich aus dem Ersten Weltkrieg. Die kleinere Kompasstasche war Teil des Marschgepäcks der Führungsoffiziere von Kavallerie, Artillerie oder Infanterie. Die größere Kompasstasche war für Kanoniere der Artillerie bestimmt. Kanoniere gehörten Artilleriekampftruppen im untersten Dienstgrad an. Kompasse halfen den Angehörigen der Armee bei der geografischen Orientierung. Durch ein besonderes Verfahren konnte anhand des Kompasses beispielsweise aber auch die Position des gegnerischen Artilleriegeschützes erfasst werden. Die Taschen haben eine Spezialhalterung für den Pferdesattel. Sie setzt sich zusammen aus Klammer und Kompasstasche. Die Filzbeschichtung im Inneren schützt den Kompass vor Erschütterungen und Stößen. Die runde Aussparung im Leder der Tasche dient als Sichtfenster, so dass das Gehäuse mit dem Zeiger der Himmelsrichtungen zur Ansicht offen bleibt. Vermutlich besaß die runde Aussparung einst ein Vergrößerungsglas. So konnte die Kompassangabe auch gelesen werden, selbst wenn der Reiter aufrecht im Sattel saß. Das Westfälische Pferdemuseum erhielt die Kompasstaschen 2014 aus dem Familienbesitz des Herzogs von Croÿ.