Bei der Tischuhr handelt es sich um ein besonders wertvolles und seltenes Exemplar. Das Uhrwerk fertigte der zu seiner Zeit hochgeschätzte Johann Sayller. Zur Herstellung des silbernen Gehäuses zog er den Ulmer Gold- und Silberschmied Hans Georg Bauhoff heran. Er wählte für seine Tischuhr die quadratische Kassettenform, die damals weit verbreitet war. Das Zifferblatt ist jeweils horizontal zur Tischplatte angebracht, die Zeit konnte so bequem abgelesen werden. Das Gehäuse lagert auf vier Füßen in Gestalt von geflügelten Engelsköpfen aus Silberguss. Dieses Motiv wird an den Ecken der Oberseite wiederholt. Die Seitenteile zeigen prunkvolle Reliefs, die in Treibtechnik ausgeführt sind. Auf ihnen sind die auf Uhren sonst unbekannten Erdteile dargestellt. Bevorzugte Themen waren die Jahreszeiten, die Elemente oder die Kardinaltugenden. Erst nach Mitte des 16. Jahrhunderts, als Amerika längst entdeckt war, etablierte sich die Vorstellung von den vier Kontinenten und fand in der Kunst große Verbreitung. Mit Ausnahme Amerikas, das durch eine Einzelfigur repräsentiert wird, werden die Kontinente Europa, Afrika und Asien durch Paare personifiziert, was von der gängigen ikonografischen Tradition abweicht, in der diese meist durch weibliche Personen repräsentiert werden. Die Darstellungen sind jedoch keine Neuschöpfungen: Als Vorlage dienten französische Kupferstiche aus der Zeit um 1650, die wiederum auf ein 1752 zerstörtes Deckenfresko in Versailles von Charles Lebrun (1619-1690) zurückgehen. Die Übereinstimmung geht bis ins Detail. Die Mechanik der Uhr besteht aus einem Spindelwerk, dem dazugehörigen Spindelkloben samt Schnecke und Kette sowie einem Wecker. Ein Schlagwerk signalisiert die vollen und Viertelstunden mittels zwei Hämmerchen und zwei Glocken. Ein weiteres Hämmerchen dient dem Weckruf. Auf der Oberseite des quadratischen Gehäuses liegt das runde Zifferblatt mit Stunden- und Minutenzeiger. Es wird von einem hochklappbaren Deckel aus Glas geschützt.