Nach der Rückkehr aus Italien 1867 wandte sich Lenbach in München der Porträtmalerei zu. »Ich malte unter andern auch Moritz v. Schwind, mit dem ich bald eng befreundet wurde«, erinnerte sich der Künstler später (W. Wyl, Franz von Lenbachs Erzählungen aus seinem Leben, in: Deutsche Revue, 22. Jg., 1897, S. 5). Zu den engen Freunden Lenbachs zählte zu dieser Zeit auch der Architekt Gottfried Semper (1803–1879). Beide hat Lenbach 1871 auf einer Holztafel übereinander porträtiert: unten Semper, darüber Schwind (1804–1871). »In der Malerei«, so Justi 1920, »strebte er [Lenbach] nach der flotten Mache alter Meister und dem edlen Ton ihrer nachgedunkelten, verfirnißten Werke, ließ den Kopf aus umgebendem Tiefbraun leuchtend hervorspringen; seine wesentliche Begabung aber war der Blick für das Persönliche« (L. Justi, Deutsche Malkunst im 19. Jahrhundert, Berlin 1920,S. 54). Das während des Zweiten Weltkriegs in Grasleben ausgelagerte Bild erlitt dort 1944 einen erheblichen Brandschaden. Unter den hohen Temperaturen des Feuers reagierten die Farbschichten und veränderten sich irreversibel. Links neben dem Bildnis von Schwind wurde dabei ein dritter Kopf im Anschnitt sichtbar, der auf den Schwarzweißaufnahmen des Vorkriegszustands nicht zu sehen ist, von Lenbach also wahrscheinlich übermalt worden war. | Regina Freyberger