Die "Bihlafinger Madonna" hat den Beinamen ihrem Aufstellungsort in der katholischen Pfarrkirche zum Hl. Theodul in Bihlafingen zu verdanken. Bis 1862 war sie auf dem Hochaltar der Kirche zu bewundern. Jedoch kann nicht davon ausgegangen werden, dass sie auch ursprünglich für diese Kirche angefertigt worden ist. Die Bihlafinger Kirche war ein kleiner unscheinbarer kapellenartiger Bau aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Es ist daher unwahrscheinlich, dass sich in einer unbedeutenden Kapelle die Marienfigur Hans Multschers, einem der berühmtesten Meister seiner Zeit, befunden haben könnte. Erst 1748 wurde die Kapelle zu einer Kirche umgebaut und mehrmals neu ausgestattet. 1828 wurde dann eine Marienskulptur für die Kirche angeschafft, bei der es sich um die "Bihlafinger Madonna" gehandelt haben könnte. Die Skulptur ähnelt stilistisch der Marienfigur von Hans Multschers Hauptwerk, dem ehemaligen Hochaltar der Kirche von Sterzing aus dem Jahr 1456/58. Die Modellierung der Haarwellen, die ebenmäßige Stirn, der schmale, leise lächelnde Mund sowie die feingliedrigen Finger und die Eigenart der Gewandmotive zeigen nicht nur eine übereinstimmende Handschrift, sondern auch die zeitliche Nähe.