Winterlandschaften standen im Impressionismus nicht länger für existentielle Bedrohung, wie noch bei Carl Gustaf Hellqvist (vgl. »Im Schnee«, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 469), oder für Stillstand und Erneuerung, wie bei Caspar David Friedrich (vgl. »Eichbaum im Schnee«, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 338). Die schneebedeckte Natur lockte vielmehr mit besonderen Erscheinungen von Licht und Luft, die es mit differenziert nuanciertem Kolorit auf die Leinwand zu bannen galt. Renoir äußerte sich in einem Interview in München 1910 kritisch über die zu sehr farbreduzierten Schneelandschaften deutscher Maler: »Weiß existiert nicht in der Natur. Sie haben über dem Schnee Himmel. Ihr Himmel ist blau, dieses Blau muß im Schnee erscheinen« (zit. nach: J. Rewald, Geschichte des Impressionismus, Köln 1965, S. 133). Carl Heßmert war zur selben Erkenntnis gelangt, als er um 1914 mit energischen Pinselstrichen die flache Landschaft kurz vor der Schneeschmelze festhielt. Ein reines Weiß ist auf seinem Bild nicht zu finden; es ist mit Gelb- und vor allem Blautönen durchmischt und mit den braunen Flecken abgetauter Wiesenhöcker und dem dunklen Blaubraun der Bäume kontrastiert. | Regina Freyberger