Eine junge Frau in historisierender Kleidung des 19. Jh. sitzt lesend vor der Kulisse eines wilden Tales. Neben einer Quelle sitzt eine weiße Taube am Boden. Links im Mittelgrund an erhöhter Stelle sieht man die rot gewandete Gestalt eines Mannes, der die stille Szene beobachtet. Die Figuren sind mit Francesco Petrarca (1304 - 1374) und seiner Muse Laura gleichzusetzen, der er zeitlebens viele seiner Gedichte widmete. Am 6. April 1327, sah er jene junge Frau, die er Laura nannte, zum ersten Mal. Sie war möglicherweise identisch mit der damals etwa 16-jährigen und jungverheirateten Laura de Noves. Ihr Eindruck wirkte derart stark auf ihn, dass er sie als ideale Frauenfigur und dauerhafte Quelle seiner dichterischen Inspiration zeitlebens verehrte, wohl wissend, dass sie für ihn unerreichbar war. Feuerbach widmete dieser Begegnung das Gemälde "Laura in der Kirche" aus dem Jahr 1865 (Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inv. Nr. 11522) das er im Auftrag von Adolf Friedrich Graf von Schack malte. Petrarca gilt als Mitbegründer des Renaissance-Humanismus und zusammen mit Dante Alighieri und Boccaccio als einer der wichtigsten Vertreter der frühen italienischen Literatur. Petrarca als Bildgegenstand entspricht dem Zeitgeist in der Mitte des 19. Jh. (vgl. auch Liszts "Dante-Symphonie" von 1857 und die "Petrarca-Sonette" oder Böcklins "Petrarca an der Quelle von Vaucluse", um 1864). Er wird als Humanist und Wiederentdecker der klassischen Antike bildwürdig.