Zu den umfangreichsten und künstlerisch qualitätvollsten Ausformungen der Schwarzburger Werkstätten zählt der mit 18 Modellen gefertigte "Jagdtafelschmuck". Fürstin Anna Luise (1871-1951) erteilte 1910 dem Thüringer Bildhauer Otto Thiem den Auftrag, dieses Ensemble als Geschenk für ihren Gatten Fürst Günther Victor (1852-1925) zu gestalten. Der "Jagdtafelschmuck" stand erstmals am 21. August 1912 zum 60. Geburtstag des Fürsten auf der Tafel im Kaisersaal Schwarzburg. Im gleichen Jahr fanden diese Porzellane von Otto Thiem auf der Großen Kunstausstellung in Dresden große Beachtung, und ein Jahr später, im September, beteiligte sich der Künstler an einer Ausstellung im Kunstgewerbemuseum Weimar. Zahlreiche Fotografien aus der Vorbereitungszeit zeigen uns (mit Kreuz markiert), daß Otto Thiem sich entsprechende Posen von Personen, vermutlich mit der Fürstin zusammen, auswählte und diese dann in Modelle umsetzte. Hofrat Vater (1861-1954), der im Auftrag der Fürstin die Rechnung zahlte, beschrieb die Gruppen sehr treffend, und so heißt es zu Mod.Nr. U 205: "Gruppe von 4 Personen mit Sechzehnender Hirsch und Hund. Vorn liegt ein Sechzehnender Hirsch quer vor. Das Modell des Geweihes erhielt auf der Deutschen Geweih-Ausstellung den ersten Kaiserbecher. Dahinter kniet Wildhüter Schneppe aus Steinthalleben und hält das Geweih. In der Mitte steht ihre Durchlaucht Fürstin Thekla zu Bentheim-Tecklenburg mit Muff und betrachtet das Geweih, links davon steht Seine Durchlaucht Fürst Günther zu Schwarzburg mit Jagdhut, das Jagdglas umgehängt, im Gespräch mit Revierjäger Helke vom Rathsfelde, letzterer im bloßen Kopfe, den Hut in der Hand. Hinter seiner Durchlaucht sitzt ein Jagdhund." und zu Mod.Nr. 216: "Seine Hoheit Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, Gouverneur von Togo, stehend, in langem Jagdmantel, die rechte Hand auf den Handstock gestützt, die Linke in der Manteltasche, die Büchse über die linke Schulter auf dem Rücken, Wickelgamaschen an den Beinen, Hut mit Hirschbart." [Jeanette Lauterbach]
Mod.-Nr. U 205 / U 207 / U 208 / U 216. Vergleichsstück: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg