Die Ansicht einer einsamen sumpfigen Wiesenebene mit Buschwerk und stehenden Altwassern, aus denen Wildenten auffliegen, beruht vermutlich auf Jugendeindrücken des aus Breslau (Wrocław) stammenden Malers Carl Friedrich Lessing. In diesem von melancholischer Lichtstimmung beherrschten Werk verzichtete er auf erzählerische Motive. Lediglich ein einsamer Wanderer ist unterwegs, fern im Hintergrund sind die Türme einer Stadt erkennbar. Das Gemälde war eines der Lieblingsbilder des Sammlers Joachim Heinrich Wilhelm Wagener: »Wie freue ich mich täglich der herrlichen Landschaft die ich von Ihnen, mein hochverehrter Freund, besitze. Diese unendlich schöne Abendruhe in ihrer Wahrheit ist unnachahmlich« (Wagener an Lessing, 8.2.1842, in: SMB-ZA, IV/NL Wagener, Konzeptbuch, S. 13). Für Lessings panoramahafte Stimmungslandschaft begeisterte sich 1841 auch der Berliner Kritiker Ludwig Pietsch: »Dies Abendgold, dieses Nachleuchten der Luft über dem westlichen Horizont, ihren zarten Abglanz auf der dunklen Vegetation und den unmerklichen Übergang nach oben hin in die kühlen Töne, in die jene sanfte Glut allmählich ausklingt, habe ich nie in gleicher Vollkommenheit durch einen Maler wiedergegeben gesehen, als in diesem wundervollen Werke Lessings« (zit. nach: Carl Friedrich Lessing, Ausst.-Kat., Düsseldorf 2000, S. 95). Eine Vorzeichnung vom März 1834 befindet sich in der Sammlung der Zeichnungen im Kupferstichkabinett, Berlin. | Birgit Verwiebe