Einzelblatt aus der Folge " The Marriage à la Mode" (Die Heirat nach der Mode)
William Hogarth, der zunächst das Goldschmiedehandwerk erlernte, machte sich mit 22 Jahren als Zeichner, Maler und Kupferstecher selbständig. Als Porträtist und Illustrator konnte er sich nur einen bescheidenen Lebensunterhalt verdienen. Auch die Heirat mit der Tochter des englischen Hofmalers James Thornhill im Jahre 1730 besserte nicht seine Lebensverhältnisse. Erst die Herausgabe der Kupferstichfolge "The Harlot’s Progress" (Der Weg der Buhlerin) machte Hogarth in England schlagartig berühmt. Bis 1759 erschienen zahlreiche Kupferstichfolgen, für die Hogarth zum Teil auch andere Stecher einsetzte. Den Einzelblättern der großen Folgen waren stets Gemälde vorausgegangen. So schuf Hogarth die sechs Gemälde der berühmten Serie "The Marriage à la Mode" zwischen 1742-1744. In Zusammenarbeit mit anderen Stechern erschien ein Jahr später dazu die Kupferstichfolge. Die sechs großformatigen Blätter, auf denen Hogarth das Bild der Gesellschaft seiner Zeit wiedergibt, zeichnen sich durch eine dramatische Mischung von Satire und Moralpredigt aus. Das erste Blatt zeigt, wie in einem reich ausgestatteten Zimmer ein Ehekontrakt für die Sprößlinge zweier Familien unterschiedlichen Standes abgeschlossen wird. Die Väter des Brautpaares sowie einen Advokaten gruppiert Hogarth um einen Tisch. Der im Vordergrund auf einem Stuhl sitzende Adlige hält einen ausgerollten Stammbaum in der rechten Hand, um seinem Gegenüber die vornehme Herkunft der Familie deutlich zu machen. Den Ehekontrakt studierend, sitzt auf der anderen Seite ein reicher Bürger, der über das nötige Geld für die zukünftige Familienverbindung zu verfügen scheint. Abseits vom Geschehen sind die Hauptpersonen - Braut und Bräutigam - zu sehen. Sie wenden sich voneinander ab und lassen keinerlei gemeinsame Beziehung erkennen. Mit unerbittlicher Ironie kritisiert Hogarth die doppelte Moral der Gesellschaft. Die Einzelblätter seiner Kupferstichfolgen werden damit zu dramatischen Akten, die zusammen ein Schauspiel ergeben, in dem das Schicksal eines Menschen bis zum Ende verfolgt wird. Die Kupferstichfolge "Marriage à la Mode" ist wohl kurz nach dem Erscheinen für den Rudolstädter Hof angekauft worden. 1786 erwähnt Hirsching in seinem Werk über die "Sehenswürdigen Bibliotheken Teutschlands" die Hogarthsche Folge, die zur Ausstattung der "Oberen Hofbilbliothek" der Heidecksburg gehörte. [Lutz Unbehaun]
Signiert "Engraved by G. Scotin".