Das dominante Element der Fotografie ist ein geschlossener, tiefroter Vorhang, der fast zwei Drittel der Bildfläche einnimmt. Im unteren Teil der Arbeit formen Stuhlreihen rhythmische Wellen. Obwohl der Kinosaal leer ist, scheint er doch in Bewegung zu sein. Die lebhaften Farben und die stimmungsvolle Beleuchtung strahlen ein Aktionspotential aus. Die erwartungsvolle Spannung des langsam aufgleitenden Vorhangs liegt in der Luft. Anna Lehmann-Brauns findet und erfindet Räume in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Ihre Fotografien erforschen, was hinter der bloßen Abbildung eines realen Ortes liegt. Sie erzeugen eine raumzeitliche Erfahrung. Das Delphi Kino, welches sich unweit des Kurfürstendamms befindet, ist seit Jahrzehnten ein wichtiges Premierenkino und Berlinale-Standort. Seine Geschichte reicht bis in die 1920er Jahre zurück.
Die Künstlerin studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Werke changieren zwischen der Faszination des Vergehenden und dem Wunsch nach Konservierung. Ausgangspunkte ihrer fotografischen Reflexionen sind halböffentliche Räume und urbane Lebensräume, die ihren Kultstatus verloren haben.