Noch heute gehört Schloss Schwarzburg, trotz des ruinösen Zustandes, zu den malerischsten Schlossbauten in Thüringen. Von der einst mächtigen Burganlage, die im 16. und 17. Jahrhundert erweitert wurde, sind nur wenige Reste erhalten. Nach der ersten Brandkatastrophe von 1695 erfolgte der Bau eines stattlichen Barockschlosses, in dessen Anlage der 1699 bis 1719 errichtete Kaisersaal einbezogen ist. Von den Schwarzburg-Rudolstädter Fürsten wurde das ehemalige Stammschloss als Sommersitz und Jagdschloss genutzt. Im 19. Jahrhundert erfolgten Um- und Ausbauten, die den Bedürfnissen der fürstlichen Familie geschuldet waren. Mit einer Zeichnung, die in ihrer Gestaltung noch den Einfluss der Spätromantik erkennen lässt, stellt Schinzel akribisch die imposante Schlossanlage in der sie umgebenden Landschaft dar. Von einem erhöhten Standpunkt aus blickt der Betrachter auf einzelne Gehöfte des idyllisch gelegenen Dörfchens Schwarzburg, über dem sich - vom Wald eingerahmt - das mächtige Schloss erhebt. Schinzel, der großen Wert auf die architektonischen Details legte, präsentiert die Anlage in ihrer ganzen Ausdehnung. An den Haupttrakt, der sich durch seinen prachtvollen Risalit auszeichnet, grenzt die vom Turm bekrönte Schlosskirche. Dieser zweiflügligen Anlage sind Wirtschaftsgebäude und, in einem größeren Abstand, das Zeughaus mit angrenzendem Torgebäude vorgelagert. Das Blatt ist eine Vorzeichnung für ein Gemälde, das sich in den Sammlungen der Heidecksburg befindet. Schinzel trat im Jahre 1857 die Stelle des Hofmalers auf der Heidecksburg an, hatte aber schon Jahre zuvor die Prinzessin Elisabeth von Schwarzburg-Rudolstadt (1833-1896), die spätere Gemahlin des Fürsten Leopold III. zur Lippe (1821-1875), im Zeichnen unterwiesen. [Lutz Unbehaun]
unsigniert, nach 1850