Der weitläufige Garten des Hauses Sechslinden in Bröcken bei Vegesack bot der Malerin Hermine Overbeck-Rohte vielfältige Motive für ihre Bilder. Weil sie durch eine anhaltende Tuberkuloseerkrankung geschwächt war, war die Künstlerin in den Jahren ab 1905 – anders als noch zuvor in Worpswede – oft ans Haus gebunden und griff daher gerne auf Motive zurück, die sie in ihrer unmittelbaren Umgebung fand. Ansichten von Haus und Garten gehörten ebenso dazu wie Stillleben, die sie im Haus arrangieren konnte.
In der Ölstudie „Tulpenbeet im Garten“ rückt die Malerin ein kreisrund angelegtes Tulpenbeet aus ihrem Garten in den Mittelpunkt. Die blühenden Tulpen in Gelb, Rot und Weiß setzen einen leuchtenden Farbakzent in dem ansonsten von Grün dominierten Gemälde. Obwohl nur durch einzelne kleine Farbtupfer wiedergegeben, ziehen die bunten Blüten sofort den Blick auf sich. Kontrastiert werden die zarten Blumen mit den mächtigen Stämmen alter Bäume im Hintergrund. Auf diese Weise steigern sich die filigrane Schönheit der Blütenblätter einerseits und die Wucht der breiten, bemoosten Baumstämme andererseits gegenseitig in ihrer Wirkung. Getrennt sind beide durch einen sonnenbeschienenen Gartenweg, der das Bild knapp unterhalb der Mitte horizontal teilt. Das Sonnenlicht auf der Rasenfläche – betont durch den Schattenwurf in der linken unteren Bildecke – verstärkt den Eindruck des Wohlgefühls an einem warmen und hellen Frühlingstag.