Das Fragment eines weiß glasierten Steingutgefäßes beinhaltete laut Beschriftung Senf der Marke Maille. Der Begründer der Marke, Antoine-Claude Maille, war ein berühmter Essig- und Senfhersteller, der im 18. und 19. Jh. die Fürstenhäuser Europas belieferte. 1747 eröffnete er einen ersten Laden in der Rue St. André des Arts in Paris, wo Marquise de Pompadour Stammkundin wurde. 1760 wurde Maille zum königlichen Essiglieferanten der Höfe in Österreich und Ungarn ernannt, 1769 erhielt er von König Ludwig XVI. den Titel "Distillateur-Vinaigrier ordinaire" und ab 1771 belieferte er auch die russische Zarin Katharina die Große. Im 19. Jh. belieferten Mailles Erben dann auch das englische Königshaus.
Der handschriftliche Schreibstil der Beschriftung, die sich nach unten etwas verjüngende Gefäßform und die weiche Rundung der Gefäßschulter sowie der Verweis auf den König (gemeint ist wohl Ludwig XVI.) und die Kaiserin (Katharina II.; "l. m. I." ist wohl als Abkürzung für "la majesté Impératrice" zu lesen) lässt eine Datierung des Gefäßes in die 1770er Jahre oder jedenfalls noch ins 18. Jh. zu. Spätere Gefäße um und nach 1800 weisen häufig etwas geradlinigere Formen mit kantigen Gefäßschultern auf und sind mit Beschriftungen in strengerem druckschriftlichen Stil versehen. [Johanna Kätzel]