Die Karte ist, für heutige Sehgewohnheiten ungewöhnlich, geostet, d.h. der Norden liegt auf der linken Seite. Sie stammt von Christian Sgrothen (1532-1608), einem der bedeutendsten Kartografen des 16. Jahrhunderts neben Gerhard Mercator (1512-1594). Glabbeeck, Niewerck, Dalem, Raid, Zoppelbroick, Gysenkirche, Wickay, Mylfort und Odekirche sind im oberen rechten Bildausschnitt eingezeichnet.
Gut zu erkennen: Die heutige nationale Grenzziehung existierte im 16. und 17. Jahrhundert noch nicht. Teile des Niederrheins, zum Beispiel Wegberg und Viersen, gehörten zum Quartier Roermond des Herzogtums Geldern und damit zu den habsburgischen Niederlanden. Das heißt der Landesherr war nach 1555 der spanische König Philipp II., auch wenn das Gebiet im römisch-deutschen Reich lag. Das Quartier Roermond erstreckte sich auf beiden Seiten der Maas, also heute niederländischem und deutschem Gebiet. Gladbach und Rheydt gehörten zum Herzogtum Jülich, Odenkirchen zu Kurköln.
Die damalige politische Gliederung ist kaum mit der heutigen in ihrer nationalstaatlichen Prägung vergleichbar. Den niederländisch-niederrheinischen Raum verband ein großes kulturelles Zusammengehörigkeitsgefühl. Darüber hinaus führten die naturräumlichen Gegebenheiten eines weitgehend „offenen Landes“ dazu, dass sich die Kriegshandlungen des achtzigjährigen Spanisch-Niederländischen (1568 – 1648) auf den Niederrhein übergriffen. Der Krieg nahm sogar seinen Anfang im heutigen Mönchengladbach, in der Schlacht bei Dahlen 1568, obwohl das Herzogtum Jülich neutral war.