Das bekannteste und kunstgeschichtlich bedeutendste Möbelstück des Ulmer Museums ist ohne Zweifel der so genannte "Syrlin-Schrank". Den Namen erhielt der traditionelle Truhenschrank aufgrund seines Herstellers, dem Ulmer Meister Jörg Syrlin d. Ä, der diesen Schrank signiert und datiert hat. Der mächtige Schrank besteht aus mehreren Teilen, in die er zerlegbar ist. Zwei truhenartige, vorn mit Türen versehene Kästen dienen der Aufbewahrung von Kleidung. Durch das Gürtelstück sind beide Kästen miteinander verbunden. Ungemein vielfältig sind die Schmuckelemente im Rahmen-, Sockel- und Gürtelbereich, die dem pflanzlichen (Ranken) wie auch dem architektonischen Formenrepertoire (Maßwerk) entstammen. In Kontrast zu den plastisch geschmückten Teilen stehen die flachen, mit Ahornholz furnierten Füllungen des Schranks. Die Bedeutung dieses Möbelstücks ist durch seine Qualität, seinen guten Erhaltungszustand und die Kenntnis seines Schöpfers, der Auftraggeber, des Ortes und Zeitpunktes seiner Entstehung überragend. Aufgrund der angebrachten Familienwappen ist davon auszugehen, dass der Schrank anlässlich der Hochzeit zwischen dem Ratsherrn Matthäus Lupin und der Kaufmannstochter Ursula Gienger 1495 in den Besitz des Brautpaares gekommen ist. Ursprünglich war der Schrank wohl anlässlich der Eheschließung von Hans Hutz und Veronika Gienger, der Tante von Ursula Gienger, 1465 entstanden. Das ursprüngliche Relief-Wappen der Familie Hutz ist vermutlich grob abgearbeitet und durch ein neues, lediglich aufgemaltes der Familie Lupin ersetzt worden. Auch auf den Nebenseiten sind die Wappen verändert worden. Der Schrank wurde also 30 Jahre nach der Herstellung in zweiter Verwendung innerhalb der Familie Gienger weitergegeben.