Mit der 1810 erschienenen Farbenlehre hatte sich Goethe über Jahrzehnte intensiv auseinandergesetzt, historische Recherchen und physikalische Versuche betrieben und etwa mit dem Maler Philipp Otto Runge eine rege Korrespondenz geführt. Der Farbenkreis zur Symbolisierung des menschlichen Geistes- und Seelenlebens ist nur eine von zahlreichen Zeichnungen, die in diesem Kontext entstanden. Sie gehört in den Didaktischen Teil, in die Abteilung Sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe. Im inneren Ring des Kreises ordnete Goethe jeder der sechs Farben eine menschliche Eigenschaft als Adjektiv zu. Im Äußeren verbinden die vier Kategorien Vernunft, Verstand, Sinnlichkeit und Phantasie als Bereiche des „menschlichen Geistes- und Seelenleben“ je zwei Eigenschaften und Farben. Grundlage dieser Systematik ist Goethes Überzeugung, dass Farbe einen direkten Einfluss auf die Empfindung des Menschen habe. MH