Original: Deutsch
PFÄLZISCHES MUSEUM
PFÄLZ. HEIMATKUNDE
SONDERNUMMER
EINLADUNG
ZUR
AUSSERORDENTLICHEN MITGLIEDERVERSAMMLUNG
der Vereine
1. VEREIN HISTORISCHES MUSEUM DER PFALZ E.V.
(HISTORISCHER VEREIN DER PFALZ)
2. PFÄLZISCHER VEREIN FÜR NATURKUNDE „POLLICHIA"
3. VERBAND PFÄLZISCHER GESCHICHTS- UND ALTERTUMSVEREINE E.V.
am Sonntag, den 21. Mai 1933, vormittags 11 Uhr in den Marhofferschen Sälen
zu Kaiserslautern, Steinstraße 5.
TAGESORDNUNG:
1. Vereinheitlichung des wissenschaftlichen Lebens der Pfalz durch Überführung
des Pfälzischen Vereins für Naturkunde „Pollichia" und des Verbandes Pfälzischer
Geschichts- und Altertumsvereine e.V. in den Verein Historisches Museum der
Pfalz e.V. (Historischer Verein der Pfalz).
2. Satzungsänderung des Vereins Historisches Museum der Pfalz e.V. (Historischer
Verein der Pfalz) und Eingliederung in den Kampfbund für deutsche Kultur
in der Westmark in Form der Arbeitsgemeinschaft der völkischen Wissenschaft
im Kampfbund für deutsche Kultur in der Westmark (Histor. Verein der Pfalz).
3. Neuwahl der Vorstandschaft.
VEREIN HISTORISCHES MUSEUM DER PFALZ E. V.
gez.: Osthelder
PFÄLZISCHER VEREIN FÜR NATURKUNDE „POLLICHIA"
gez.: Dr. Poeverlein
VERBAND PFÄLZISCHER GESCHICHTS- UND ALTERTUMSVEREINE E. V.
gez.: Dr. Sprater
Anschließend gemeinsame Tagung der Arbeitsgemeinschaft für völkische Wissenschaft im
Kampfbund für deutsche Kultur in der Westmark (Historischer Verein der Pfalz e. V.)
Nachmittags 3 1/2 Uhr:
Kundgebung des Volksbildungsverbandes Pfalz-Saar
(Kampfbund für deutsche Kultur in der Westmark)
unter Anwesenheit des Reichsgeschäftsführers Gotthard Urban im Protestantischen Ge-
sellschaftsbaus Kaiserslautern (Fackelrondell).
Der Gaukulturwart:
gez.: Kölsch.
An die Mitglieder
des Vereins Pfälzisches Museum der Pfalz e. V.
des Pfälzischen Vereins für Naturkunde „Pollichia"
des Verbandes Pfälzischer Geschichts- und Altertumsvereine e. V.
Die machtvolle Bewegung der nationalen
Erneuerung Deutschlands erfaßt auch das gei-
stige Leben, die literarischen und künstleri-
schen Bestrebungen wie die wissenschaftliche
und kulturelle Arbeit.
Einheit in der Führung, Geschlossenheit
in der Gefolgschaft sind Forderungen der
Stunde, denen sich kein Einsichtiger verschließt.
Auch wir sind bereit!
Unsere Zeitschrift „Pfälzisches Museum
— Pfälzische Heimatkunde" hat sich immer in
den Dienst am Volk, an der Heimat, am Va-
terland gestellt. Seit langen Jahren hat sie mit
heißem Bemühen die geistigen Kräfte der
Pfalz zu sammeln gesucht.
Das Historische Museum der Pfalz, die
Pfälzische Landesgewerbeanstalt und die Lan-
desbibliothek, der Pfälzische Verein für Na-
turkunde „Pollichia", der Verband pfälzischer
Geschichts- und Altertumsvereine, der Pfäl-
zische Kunstverein, der Pfälzische Verband
für freie Volksbildung, der Literarische Verein
der Pfalz, die Arbeitsgemeinschaft Pfälzer
Kunst und die Pfälzische Gesellschaft zur För-
derung der Wissenschaften haben hier eine
Stätte für die Verkündung und Vertretung
ihrer Bestrebungen und Ziele gefunden. Ein
Stab von fachmännischen Mitarbeitern ist dem
Blatte seit Jahren treu geblieben, junge Kräfte
haben sich zur Verfügung gestellt.
Die Zeitschrift hat auch über die Pfalz hin-
aus in ganz Deutschland und im Ausland hei-
matbegeisterte Freunde gefunden.
Es gilt hier nicht Geleistetes zu rühmen
oder Rechenschaft abzulegen.
Es gilt das Vertrauen auf die Zukunft zu
bekunden und das ehrliche Bekenntnis der
Bereitschaft zur Mitarbeit abzulegen.
Unsere Arbeit war und ist der Heimat,
dem Volke, dem Vaterland gewidmet.
Sie soll auch in Zukunft nicht erlahmen.
In diesem Sinne begleiten unsere wärm-
sten Wünsche den zielbewußten Plan zur Ver-
einheitlichung, Vereinfachung, Stärkung und
Zusammenfassung der pfälzischen Geistesar-
beit.
Speyer, Mai 1933.
Die Schriftleitung:
Dr. Albert Pfeiffer.
Wissenschaft und Kunst, bisher nur auf
eine bestimmte intellektuelle Schicht unseres
Volkes abgestimmt und nur für sie voll ver-
ständlich, sollen wieder mit der Gesamtheit
unseres Volkes in Beziehung gebracht wer-
den.
Damit soll nicht an ernster wissenschaft-
licher Forscherarbeit gerüttelt werden. Sie kann
jedoch nur Angelegenheit eines engen Fach-
bereiches, nicht aber weiter Volkskreise sein.
Nur was aus solchem wissenschaftlichen Tun
sich an Gedanken und Schlüssen ergibt, die
Fesseln des Blickes und Denkens für alle
lösen, nur was neue Kräfte und Energieen im
Leser und Hörer weckt, ist lebendige, ist
völkische Wissenschaft.
Völkische Wissenschaft besteht nicht in
Veröffentlichung von Urkundenauszügen, von
trockenen Statistiken, oder in „gelehrter" Ver-
dunkelung an sich einfacher Gedanken; Völ-
kische Wissenschaft muh allen gemeinsame,
alle verbindende Fragen des Seins und des
Werdens berühren, muß Blutwärme ausströ-
men und jedem blutwarmen, wenn auch
schlichten Fühlen und Denken zugänglich sein,
muß an die lebendigen Sinne und an die
Seelen der Menschen greifen. Völkische Wis-
senschaft darf sich nicht abschließen, sondern
muß Tore aufreihen, muh im lehten und höch-
sten Sinne „Treppen in das Haus des Un-
rechts bauen" helfen.
Und die bildende Kunst, die, wenn man
sie nicht engherzig faßt, alles in sich schließt,
was Menschenhände formen und gestalten,
die alles, was im Umkreis menschlicher Kul-
tur an sichtbarem Formausdruck geprägt wird,
also auch alle Gestaltung in Handwerk und
Technik in ihren Bereich ziehen soll, muß die-
ser völkischen Wissenschaft die Hand reichen:
Strömendes Leben von innen, klare packende
Form von außen, herauswachsend aus dem
Boden der Heimat, aus verpflichtender Ver-
gangenheit und erlebter Gegenwart, heraus-
wachsend aus tiefechtem Ringen um neues
Menschentum und neuen Geist, sollen das
Ziel sein.
Eine Aufgabe gilt es zu bewältigen von
ungeheurer Tragweite, aber auch von unge-
heurer Schwere. Wohl ist die Mehrzahl un-
serer pfälzischen Landsleute von dem Rhyth-
mus der gegenwärtigen Zeitwende erfaht, aber
noch ist dieser Rhythmus mitreihender und
tragender Begeisterung nicht bei Allen in
neue Aufgeschlossenheit und Empfänglich-
keit, in neue schöpferische Kraft umgesetzt.
Hier gilt es einzusehen für alle die guten
Willens sind, Werkleute zu werden am Bau
einer neuen Zukunft.
Kaiserslautern, Mai 1933.
Hermann Graf.
DER SINN DER WISSENSCHAFTSWENDE.
AUFRUF ZU BEKENNTNIS UND TAT.
Die deutsche Revolution von 1933 wäre
nicht vollendet, wenn sie ihren Geltungsan-
spruch nicht auch gegenüber der Wissen-
schaft durchsetzen, wenn sie nicht zielgebend
und richtungsweisend auch in die letzten und
höchsten geistigen Bezirke vorstoßen könnte.
Der politische Umbruch will das deutsche
Volk an seinem Schicksal beteiligen. Das kann
nur gelingen, wenn das deutsche Volk zu-
gleich seine geistig-seelische Tradition als be-
stimmende Macht seines gesamten Daseins
erschließt, wenn es die ewigen Formkräfte
seiner Geschichte lebendig in sich einströmen
läßt.
Das bedeutet als Wissenschaftsprogramm:
Ueberwindung des Historismus und be-
dingungsloses Bekenntnis zur schöpferischen
Gegenwertigkeit des Geistes, von der aus
allein der Wesensgehalt des Vergangenen und
Ueberlieferten organisch begriffen, gedeutet
und anverwandelt werden kann. Das bedeutet
weiterhin: Umformung unseres Geschichtsbe-
wußtseins zu wahrhaft volksverbundenem Füh-
rungsdenken. Denn die Geschichte als tra-
genden Lebensgrund zu verstehen, heißt zu-
gleich das Dasein in seinem Werden und da-
mit vorausschauend, prophetisch zukunftsgül-
tig zu verstehen und zu beherrschen.
Indem die gegenwärtige Schicksals- und
Notwende auch die Wissenschaft zu lebendi-
gem Einsatz zwingt, vernichtet sie die haltlose
Vorstellung ihrer Wertfreiheit und Voraus-
setzungslosigkeit und stellt sie damit auf ihre
eigentliche Bestimmung und Verantwortung —
als Führungskunde.
Damit fallen alle Schranken einer falsch
verstandenen Sachlichkeit.
Damit verwächst die Wissenschaft immer
mehr mit dem ewigen Träger alles sinnvollen
Daseins — mit dem Volke!
Damit aber beginnt andererseits nicht et-
wa ein Zeitalter billiger Volkstümlichkeit für
die Wissenschaft, sondern eine Zeit ernsthaf-
tester, methodischer Zurückbesinnung auf den
völkischen Gehalt in allen geistigen Aeus-
serungen; eine Zeit für die das überwälti-
gende, völkische Erlebnis unserer Tage auch
der Wissenschaft die innere Einheitlichkeit,
die Gestalt gebende Universitas liefert, ohne
welche sie sich in die unverbundene Atome
ihrer Fachschaften auflösen oder in leerem
Formalismus und schaler Routine sich totlau-
fen müßte.
Das Gesetz der nationalen Erhebung auch
in diesen ihren letzten geistigen Folgerungen
zu vollziehen und nach autzen hin in die Wirk-
lichkeit einzuführen, ist Pflicht derjenigen, die
das deutsche Schicksal aus seiner unaufhör-
lichen Bedrohung heraus am tiefsten in sich
erlebt und erlitten haben und die als Bewoh-
ner der Westmark den Ruf zur geschlossenen,
gesamt völkischen auch auf die Wissenschaft
übergreifenden Lebensform am eindringlich-
sten vernehmen.
Daher ist die Neuordnung und Vereinheit-
lichung des wissenschaftlichen Lebens im völ-
kischen Sinne gerade in der Westmark eine
zu tiefst gesamtdeutsche, bahnbrechende und
verheißungsvolle Aufgabe.
Neustadt a. d. Hdt., Mai 1933.
Dr. Hermann Emrich.
DRUCK
HERMANN KAYSER, KAISERSLAUTERN
INH. FR. HILDEBRAND