Eines von drei großformatigen Wandgemälden, die der aus Hannover stammende Historienmaler Conrad Beckmann (1846-1902) im Festsaal von Schloß Wernigerode 1883-85 ausführte. Das die gesamte Ostseite einnehmende Bild zeigt die am 10. November 1417 für Graf Botho II. den Älteren zu Stolberg (1396-1455) von der Wernigeröder Bevölkerung geleistete Erbhuldigung. Vor dem in ein reich besticktes Gewand mit Umhang und einen federgeschmückten Hut gekleideten Grafen kniet der Bürgermeister von Wernigerode und übergibt ihm die auf einem Kissen liegenden Schlüssel zur Stadt und Grafschaft, umgeben von geistlichen und weltlichen Würdenträgern, deren Gefolge sowie zahlreichen Zuschauern.
Die Szene spielt sich auf dem Wernigeröder Marktplatz vor dem Rathaus ab, dessen Ausbau in der dargestellten Form jedoch erst Ende des 15. Jahrhunderts erfolgte. Im Hintergrund erscheint oberhalb Schloß Wernigerode, aber nicht in seiner mittelalterlichen Erscheinung, sondern im Zustand nach seinem Umbau im 19. Jahrhundert.
Rechts über der Tür ist die Familie des Grafen Botho dargestellt, bei deren Ausführung die künstlerisch tätige Gräfin Anna zu Stolberg-Wernigerode (1837-1907) selbst mitgewirkt hat. Ihre Porträts tragen die Züge der zur Zeit der Entstehung des Gemäldes lebenden Grafenfamilie, Graf Botho selbst die des Auftraggebers Graf Otto (1837-1896), der sich damit auf historisierende Weise in die Geschichte seiner Vorgänger stellt und aus dieser sein Selbstverständnis ableitet.