Flugblatt aus dem dritten Viertel des 17. Jahrhunderts mit Kritik an unerwünschter Neugier
3 Spalten; 2, 6 und 8 Knittelverse
Der Kupferstich zeigt, wie einem gefesselten Mann an einem riesigen Schleifstein die übergroße Nase abgeschliffen wird. Während ein Gehilfe den Schleifstein dreht, drückt der Meister den Kopf des Mannes an den Stein. Darüber hockt ein "Jungen hübsch und ran" mit herunter gelassener Hose und entleert sich auf den Schleifstein, um dem Vorgang das Kühlmittel zuzufügen.
An einem zweiten Schleifstein im Hintergrund werden die abgeschliffenen Nasen "balliert" und an eine Stange mit bereits polierten Nasen gehängt. Diese Prozedur wird von einem weiteren Mann beobachtet, der mit einem Dreschflegel in den Händen an einem Baum lehnt.
Dieses groteske und satirische Flugblatt des Nasenschleifers, dessen bildliche Vorlage auf die Darstellung des Scherenschleifens verweist, thematisiert die übersteigerte Neugier als Fehlverhalten im gesellschaftlichen Gefüge der Frühen Neuzeit. Von dem Sprichwort ausgehend, man solle seine Nase nicht in fremde Angelegenheiten stecken, wird in der letzten Strophe der Verse der Rat an den Betrachter gegeben, seine Nase nicht in "all Dreck" zu stecken, sonst muss er des "Jungen Wassers lecken".
Die Konsequenz wird hier recht drastisch illustriert. Der Überführte hatte seine Nase offenbar schon in fremde Angelegenheiten gesteckt und muss sich nun einer Nasenschleifung unterziehen, bei der er auch den fremden "Dreck" zu spüren bekommt.
Der Kupferstich wird Abraham Aubry zugeschrieben, der Verlag des Blattes Gerhard Altzenbach. Die Knittelverse stammen von Thomas Kern.