Becher aus farblosem, graustichigem Glas mit sich konisch weitender Wandung. Am Ansatz in Mattschnitt ein Zickzackfries, unten mit einer Borte aus kurzen Strichen, oben aus fünfzackigen Sternen alternierend mit kleinen Punkten. Das Mittelregister ist mit insgesamt vier Medaillons verziert, die Embleme tragen: (1) Schwan - "wär ich so weiß wie ein Schwan"; (2) Hahn und Henne - "könte so offt alls ein Han"; (3) Vogelbauer mit Vogel - "singen wie eine nachtigall"; (4) Mann hinter Frau gehend - "so liebten mich die damen all". Innen auf dem Bodenbecher ist ein vor der Lampe geblasenes Phantasiewesen eingestellt und angeschmolzen, das die Hände zusammenführt und so einen Kreis vor dem Oberkörper bildet. Es soll einen Fuchs darstellen, der ein mit den Vorderläufen gehaltenes Tier frisst. Das Beutetier und der Schwanzansatz des Fuchses sind mit rotem Glas eingefärbt. Der Mündungsrand ist verwärmt und hat einen großen, halbkreisförmigen Ausbruch, Teile von Kopfputz und Armen der eingestellten Figur sind abgebrochen. An den Scherben erkennbar sind alte Spuren von Kleber, das Glas wurde demnach bereits in der Vergangenheit einem erfolglosen Restaurierungsversuch unterzogen.
Mit seiner von den Emblemen umringten, applizierten Figur und dem subtil erotischen Sujet ist dieser Becher ein besonders interessantes Beispiel für die im 18. Jahrhundert beliebten Trinkgefäße mit doppeldeutiger Lesart. Becherform und Lampenarbeit verorten das Glas nach Thüringen, vermutlich in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts (vgl. Hörning, Gläser, 1978, Kat. 128; Hoffmann, Thüringer Glas, 1993). Die Zickzackborte ist ebenso auf anderen Gläsern des 18. Jahrhunderts überliefert (vgl. Strasser/Spiegl, Dekoriertes Glas, 1989, Kat. 178, S. 308; Hörning, Ebd., Kat. 127). Eine emailbemalte Vierkantflasche mit eingeschlossener Eichhörnenfigur publiziert eDieter Schaich, deren Herkunft allerdings unbekannt ist (Schaich, Reine Formsache, 2007, Kat. 286). Der Becher gehört zum Altbestand. [Verena Wasmuth]