„Ein auf Leder sehr sauber gemahlte Meuble von different großen Figuren mit einer gelb- und goldenen Einfaßung" -
So beschreibt das Inventarverzeichnis von 1733 die Raumausstattung vom "Monströsensaal" im ersten Obergeschoss in Schloss Moritzburg. Das Verzeichnis entstand nach dem Umbau unter August dem Starken. Der "Monströsensaal" gliedert sich südlich, der "Billardsaal" nördlich an den "Steinsaal" an. Sie leiteten in die dahinter liegenden Quartiere der königlichen Familie und ihrer Gäste über. Zwischen 1723 bis 1733 wurden alle diese Räume mit Ledertapeten ausgekleidet. Das aus vermutlich Kalb- oder Ziegenhäuten gefertigte Leder hatte man bewusst für die Dekoration ausgewählt, um im Interieur des Schlosses auf Jagd und Wildtiere anzuspielen. Die um 1728 geschaffenen Monumentalmalereien werden dem venezianischen Maler Lorenzo Rossi (um 1690–1731) zugeschrieben. Vermutlich war auch sein Landsmann Giovanni Battista Grone (1682–1748) an der Ausführung beteiligt.
Der "Monströsensaal" ist nach den abnormen, „monströsen“ Rothirschgeweihen benannt, die vor der Ledertapete auf vergoldeten Hirschköpfen präsentiert werden. Dazu erfahren Sie mehr bei der Moritzburger Trophähensammlung.
Beschreibung der Wandbespannung mit mythologische Szenen:
Der über neun Meter hohe Raum ist ringsum mit wandhohen Ledertapeten bespannt, die Bemalungen tragen und wie Gobelins wirken. Die Darstellungen aus der antiken Mythologie beziehen sich auf Diana, die Göttin der Jagd. In der ersten Szene töten Diana und Apollo die sieben Töchter und die sieben Söhne der Niobe mit Pfeil und Bogen. Die Gemahlin des thebanischen Königs Amphion hatte sich gerühmt, mehr Kinder bekommen zu haben als die Titanin Leto, die Mutter von Diana und Apollo, und wurde deshalb von diesen grausam bestraft. Auf dem zweiten Wandbild sieht man, wie Diana den schlafenden Endymion betrachtet. Die Göttin der Jagd hatte sich in den schönen Schäfer verliebt. Um ihm immer nahe sein zu können, ließ sie den Jüngling in einen ewigen Schlaf fallen. Das dritte Wandbild zeigt den Jäger Aktäon, der sich in einen Hirsch verwandelt und von seinen eigenen Jagdhunden gestellt und getötet wird. Diana bestrafte den Jäger, weil er sie im Wald nackt beim Baden gesehen hatte. Auf dem vierten Bild wird die Nymphe Kallisto in eine Bärin verwandelt. Die Königstochter aus Arkadien war als Begleiterin Dianas eigentlich zur Keuschheit verpflichtet. Die Göttin der Jagd verstieß und bestrafte sie, nachdem Jupiter, betört durch ihre Schönheit, sie verführt hatte.