Johann Gottfried Herder (1744-1803) studierte ab 1762 in Königsberg Theologie und besuchte auch die Vorlesungen Kants. Nach mehrjährigem Aufenthalt in Riga unternahm er 1769 eine Reise durch Frankreich, Deutschland und die Niederlande. 1771 wurde er Superintendent bei dem Fürstenpaar zu Schaumburg-Lippe (s.d.) in Bückeburg. 1776 wechselte er durch Vermittlung Goethes nach Weimar als Hofprediger und Generalsuperintendent. Herder setzte sich mit fast allen Tendenzen seines Jahrhunderts auseinander und hat durch seine Leistung bis heute Bedeutung auf den Gebieten der Geschichtsphilosophie, Literatur- und Kulturgeschichte, Sprachphilosophie und Anthropologie. Zu seinen zahlreichen Werken zählen u.a. "Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" (1784-1791) und "Briefe zur Beförderung der Humanität" (1793-1797). Gleims überlegungen, eine Schule der Humanität zu gründen, verdankten diesem Werk vielfältige Anregungen. So war es auch Gleims Wunsch, dass Herder Lehrer an dieser in Halberstadt zu gründenden Schule werden solle. Dieses pädagogische Projekt wurde jedoch nicht realisiert. Gleim lernte Herder nach einigen Jahren des Briefwechsels 1775 in Pyrmont persönlich kennen. Beide verband seitdem eine enge Freundschaft. Herder besuchte Gleim, in der Regel mit Familie, 1776, 1783, 1794, 1797, 1800.
Karoline Herder an Gleim Weimar 15. Juli 1800: "Ich wollte Ihnen gestern, wie ich versprochen hatte, meines Mannes Bild schicken, es war aber nicht möglich... Hier ist es nun. Es ist zwar um 15 Jahre jünger, u. an der Nase nicht ähnlich; es möge Sie aber an die beßern Jugendzeiten erinnern, wo wir noch nicht so viel graue Haare hatten. Das Bild selbst, als Kunstwerk macht Graf Ehre. Ich sehe es im Geist, seine Stelle zwischen Kleist u. Jerusalem ehrenhaft einnehmen. In Ihrem Herzen aber, Einziger Freund, wird das Original unwandelbar durch Jugend u. Alter feststehen, das fühlen wir unaussprechlich!"
Gleim an Herder am 18. August 1800: "Das herrliche Bild ist angekommen, ist aller, die es sehn, Zufriedenheit, und Beyfall. Der Maler Schöner ein Schüler von Graf hats mitgenommen und studierts. Es war nur ärgerlich, weil ichs dem Minister [J. E. W. E. v. Massow] des geistl. Departements, der mich besuchte, so gern gezeigt, und vom Original so gern ihm Etwas gesagte hätte."
Bereits 1768 sandte Herder Gleim ein Bildnis, mit dem er aber nicht zufrieden war. Er schrieb an Gleim, ohne Datum, von Gleim Empfang bestätigt am 9. November 1768: "Sie empfangen hier, nach Ihrem freundschaftlichen Verlangen mein Porträt ... aber wie Sie selbst sehen werden, fehlerhaft und schlecht gemalt, u. wie ich dazu setzen muß, auch nicht ganz getroffen."
1796 stellte Gleim ein Herderbildnis von Johann Friedrich August Tischbein auf. Es trägt die rückseitige Bezeichnung "J. Gottfr. Herder gem: von Tischbein für Gleim 1796" und befindet sich heute im Besitz der Stiftung Weimarer Klassik. Beide Bilder werden bereits bei Körte (1811) nicht mehr geführt.
verso: Joh. Gottfried Herder.
verso: A Graff