Die Kommode verkörpert den klassizistischen Stil in der von Abraham und vor allem David Roentgen geprägten Interpretation auf perfekte Weise und zeigt die hierzu seit Anfang der 1780er Jahre entwickelten Charakteristika des Stils in vollendeter Qualität. Mit ihrer eleganten Proportion zählt die Kommode zu den reifsten Arbeiten der Manufaktur.
Geöffnet zeigt sich die hervorragende Verarbeitung der Kommode, bei der einzelne Fächer durch Staubböden voneinander getrennt sind, die kassettierte Rückwand abschraubbar eingesetzt ist, die Seiten als Rahmen aus feinem Eichenholz ausgeführt sind und bis heute keine Risse aufweisen. Die Konstruktion der Kommode ist vollständig auf die Details ihrer äußeren Proportion abgestimmt. So gehören die schlanken Rahmen zwischen den Schubkastenfüllungen – um eine gleichmäßige Teilung der Front zu erreichen – je nach Bedarf zum Vorderstück des Schubkastens oder als Traverse zum Korpus.
Das Exemplar des Kunstgewerbemuseums gehört zu einer Gruppe von insgesamt acht bisher bekannten Kommoden, die zwischen 1785 und 1790 entstanden sein dürften und eine nahezu identische Gestaltung variieren. Unterschiede bestehen vor allem in der Proportion – es gibt zwei Breiten von ungefähr 105 und 130 cm, in der Akzentuierung der Friesmitte durch ein Medaillon in Kreis- oder Rautenform und in der Entscheidung für eine Deckplatte aus Marmor oder Holz. Weniger auffällig sind die verschiedenartige Abtrennung des Friesgeschosses durch einen Perlstab oder ein glattes Profil, die Verwendung unterschiedlicher Rosetten, die Vergoldung der Kanneluren oder auch ihre Füllung durch Stäbe, sowie einmalig ein hängender Beschlag unter dem Korpus.
ASt