Dürer nahm 1518 als Vertreter der Stadt Nürnberg am Reichstag in Augsburg teil. Kaiser Maximilian I. ließ sich bei dieser Gelegenheit am 28. Juni von dem Künstler in der Bischofspfalz porträtieren. Die entstandene Kohlezeichnung, heute im Besitz der Graphischen Sammlung der Wiener Albertina, diente als Vorlage für den Holzschnitt, wie auch für zwei Ölgemälde (heute im Besitz des Kunsthistorischen Museums Wien und des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg). Das vorliegende Blatt geht auf einen von Jost de Negker geschnittenen Druckstock zurück und wurde wahrscheinlich erst nach dem Tod des Kaisers 1519 gedruckt. Auf der Banderole über dem Haupt des Herrschers steht »Imperator Caesar Divus Maximilianus / Pius Felix Augustus «. Die respektvolle Bezeichnung »Divus« (göttlich) legt die Vermutung nahe, dass Maximilian zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Porträts bereits tot war, denn im antiken Rom wurde dieser Titel nur verstorbenen Kaisern verliehen. Der Tod des Kaisers und die Entstehung des Druckes lagen nahe beieinander. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Blätter nach der Nachricht vom Ableben des Kaisers nicht weiter polychrom ausgeführt wurden. Das von Maximilian getragene Obergewand, der Orden vom Goldenen Vlies sowie die Brosche am Hut, sind in Gold gedruckt, der Hintergrund dunkelgrau koloriert, graugrün, fast bronzeartig Gesicht, Haar und Hut. Banderole und Kragen des Gewandes zeigen das Weiß des verwandten Papiers. Die bronzeartige Farbigkeit des Kopfes verweist auf seinen Tod, denn sie zitiert wiederum das antike Rom mit den bronzenen Porträtbüsten der verstorbenen Cäsaren. Maximilian nutzte zeit seines Lebens geschickt die Kunst als wirkungsvolles Propagandamittel für sich und das Habsburger Herrscherhaus. So wird auch dieser monumentale Holzschnitt, ganz in seinem Sinne, noch zur Verherrlichung des Kaisers über seinen Tod hinaus genutzt. [Bernd Schäfer / 2010] Ersterwähnung im Inventar von Schlichtegroll 1797.