Eine der wichtigsten römischen Tugenden, die Pietas, verpflichtete zum gewissenhaften Verhalten gegenüber Göttern und Menschen, zur Fürsorge für die eigenen Eltern und Kinder ebenso wie zur Ausübung religiöser Handlungen. Dementsprechend wurde ihre Personifikation häufig mit verschleiertem Haar beim Opfer oder in Gebetshaltung an einem Altar dargestellt, wie auf diesem Denar der Julia Domna. Interessant ist hier die Umschrift PIETAS PVBLICA, die auf einen öffentlichen Aspekt verweist: Wahrscheinlich sollte die vorbildliche Pflichterfüllung der Kaiserin im Dienste des Staates zum Ausdruck gebracht werden. Als Frau des Septimius Severus und als Mutter der späteren Kaiser Geta und Caracalla wurde ihr die Rolle einer Vermittlerin zwischen Göttern, Herrscherhaus und Volk zugeschrieben, deren Verhalten im Sinne der Pietas für Ausgleich und Frieden sorgte.
[Sonja Hommen]
Vorderseite: Drapierte Büste der Iulia Domna nach rechts.
Rückseite: Pietas steht mit erhobenen Händen nach links vor einem Altar.