Das Reichbanner Schwarz-Rot-Gold („Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer“) wurde 1924 als überparteiliche Organisation gegründet und verfolgte das Ziel, die Weimarer Republik und ihre Verfassung gegen Angriffe aus dem rechten Lager zu verteidigen. Schnell entstanden in der gesamten Republik Ortsgruppen, so im August 1924 auch in Hannover. Initiatoren der Gründung waren die Parteien der ‚Weimarer Koalition‘: SPD, Zentrum, DDP (allerdings mit klarem Mitgliederübergewicht der SPD). In Hannover war die SPD bei den Reichstagswahlen der 1920er Jahre stärkste Kraft, gefolgt von den konservativen Parteien DHP, DVP, DNVP.
Dem Selbstverständnis als Unterstützer der staatlichen Polizeigewalt entsprechend und auf einen Grundstock ehemaliger Frontsoldaten aufbauend, war der Verband zu Beginn straff militärisch organisiert. Ein besonderer Fokus lag auf der Erinnerungskultur des Ersten Weltkriegs, denn die schrecklichen Kampferfahrungen ließen die Republik besonders schützenswert erscheinen. In der radikalisierten Atmosphäre der 1920er und frühen 1930er Jahre kam es deutschlandweit zu zahlreichen, gewaltsamen Zusammenstößen von Reichsbannervertretern und Mitgliedern des deutschnationalen Stahlhelm sowie zunehmend der Sturmabteilung (SA) – in Hannover kamen am 21. Februar 1933 beispielsweise bei dem Versuch, eine SPD-Wahlkundgebung am Lister Turm vor SA-Einheiten zu schützen, zwei Mitglieder des Reichsbanners ums Leben. Am 1. April 1933 löste sich die Vereinigung unter Druck auf; geheime Treffen fanden noch bis 1934 etwa in der Eilenriede statt.
Neben der pseudomilitärischen Struktur bildeten sich auch vereinskulturelle Elemente, wie Sport- und Gesellschaftsveranstaltungen, aus. In der Regel hatten die Kameradschaften außerdem Stammkneipen, in denen die Mitglieder regelmäßig zusammenkamen. Aus dem geselligen Zusammenhang stammt vermutlich auch das gezeigte Bierglas von August Kebel. Es ist mit den Flaggen der Republik, dem Reichsadler und Eichenlaub sowie der Schrift „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ und „Frei Heil“ in Emaille verziert. Kebel lebte als (Bau-) Arbeiter in Linden und war somit ein typischer Vertreter des Milieus. Die Popularität des Reichsbanners bei der Lindener Arbeiterschaft zeigt sich darin, dass sich hier fünf der insgesamt 19 lokalen Kameradschaften fanden.
[EH]