Der Seesack mit Schulterriemen besteht aus einem festen Baumwollstoff in olivgrün. Ein schwarzer Aufdruck kennzeichnet ihn als Transportsack der US Army. Er ist aus dem Besitz Richard Hirschs, der diesen 1945 bei seiner Entlassung aus dem Lazarett in Feldafing erhielt. Als er 1989 in den Vereinigten Staaten Besuch aus der alten Heimat erhielt, übergab er das Erinnerungsstück, das somit seinen Weg in die ehemalige Synagoge Laufersweiler fand.
Richard Hirsch wurde 1915 als jüngstes Kind einer jüdischen Familie in Kastellaun geboren. Seine Eltern sind Siegmund Hirsch und Rosalie geborene Lorch. Gemeinsam mit den vier Geschwistern Betty (1903), Irma (1905), Erich und Julius (1911) wuchs er in Kastellaun auf. Wenige Monate nach Richards Geburt wurde sein Vater in den ersten Weltkrieg eingezogen. Dieser wurde dabei schwer verwundet und starb 1928 an seinen Kriegsverletzungen.
Ab 1929 arbeitete Richard Hirsch in der jüdischen Firma Katzenstein als Verkäufer, bis er am Morgen des 10. Novembers 1938 verhaftet wurde. Gemeinsam mit dem Bruder Julius wurde er in das KZ Dachau verschleppt. Im Februar 1939 wurde er entlassen und erhielt die Auflage, Deutschland so bald wie möglich zu verlassen.
Richard Hirsch ging nach Köln. Als er 1942 deportiert werden sollte, bewahrte ihn die Freundschaft zu einer christlichen Familie, die ihn in ihrem Haus versteckte. Nach vier Monaten stürmte die Gestapo das Haus und verhaftete ihn.
Im März 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert und bekam die Häftlingsnummer 182793 auf den linken Arm tätowiert. Als Mitte Januar 1945 die russische Armee näher rückte, begann die SS das Lager zu räumen. Abermals wurde Richard Hirsch nach Dachau gebracht bis im April auch hier die Auflösung des Lagers und die Todesmärsche begonnen. Nachdem er tagelang in einem Waggon ohne Ziel hin- und herfuhr, erfolgte am 30. April 1945 die Befreiung.
In den folgenden Tagen wurde Richard Hirsch schwer krank und kam in ein von amerikanischen Soldaten errichtetes Krankenlager in Feldafing, wo man ihn wegen Typhus, Herzschwäche und Bartflechte behandelte. Als er nach etwa drei Monaten entlassen wurde, entschied er sich in seine Heimatstadt Kastellaun zurückzukehren. In diesem Seesack der US Army transportierte er seine wenigen Habseligkeiten.
Richard Hirsch versuchte ein neues Leben in seiner alten Heimatstadt zu beginnen, nahm seinen Beruf als Kaufmann wieder auf, heiratete, doch die Erinnerungen wogen zu schwer. Im August 1949 verließ er gemeinsam mit seiner Frau die Stadt und wanderte in die USA aus, auch diesmal diente der Seesack als Gepäckstück.