Deidamia ist eine Gestalt aus der griechischen Sage. Sie war die Tochter des Königs von Skyros und wurde später die Gattin des Kriegshelden Achill, der im Trojanischen Krieg unsterblichen Ruhm erwarb. Die junge Frau ist in strengem Profil wiedergegeben, wie in den frühen Bildnissen der italienischen Renaissance üblich. Ihre Haut wirkt weiß und glatt wie Marmor. Das Brustbild lebt von dem Kontrast der zarten Gesichtszüge und dem martialisch-phantastischen Helm, der die Haarsträhnen seiner Trägerin kaum zu bändigen vermag. Durch die feine Zeichnung und Modellierung der Malerei erhält das Bild Lebendigkeit.
Nicolò Sbraga, genannt Nicolò da Urbino, ist der herausragendste Majolikamaler der italienischen Renaissance. Seine Werke, von denen das Kunstgewerbemuseum mehrere besitzt, bestechen durch die Raffinesse seiner Malerei und die Komplexität seiner Kompositionen. Geschickt wellt sich das Schriftband entlang der unteren Gefäßhälfte und verleiht der Darstellung räumliche Tiefe. Die schlichte Form dieser Schale, die auf die übliche Trennung von Spiegel und Fahne verzichtet, gibt dem Majolikamaler ein fast ebenes „Bildfeld“ vor.
Eine Reihe solcher Schalen mit Frauenköpfen ist erhalten – von der Hand dieses Meisters, aber auch von anderen Malern. Auch hierfür gibt es Beispiele in der reichen Majolikasammlung des Berliner Kunstgewerbemuseums. Sie gelten auch als „Liebesschalen“, bei denen keine mythologischen Gestalten sondern das idealisierte Bildnis junger Frauen und Männer wiedergegeben ist.
Derartige Gefäße waren nicht für den Gebrauch bestimmt sondern waren Schaugefäße. Auf Tischen und Kredenzen aufgestellt, boten die dargestellten Themen auf den Gefäßen nicht nur ein farbenfrohes Bild sondern auch Gesprächsstoff für die Betrachter.
Die Schale des Berliner Kunstgewerbemuseums, die sich im 19. Jahrhundert in französischem Privatbesitz befand, wurde 1917 im Münchner Kunsthandel (Julius Böhler) erworben.