Der Berliner Schriftsteller Georg Hermann (Georg Hermann Borchardt; 1871–1943) arbeitete auch als Kunstkritiker. Büttners Notiz auf der Rückseite des Porträts, „Vater von ‚Jettchen Gebert‘, Kubinke, etc.“, nennt zwei seiner meistgelesenen Romane. Über eine Bekanntschaft oder Freundschaft zwischen Maler und Modell ist nichts überliefert. In dem Bildnis sitzt Hermann vor einem Kachelofen, das Gesicht halb im Dunkeln, aber mit deutlich gerunzelter, nachdenklicher Stirn. Er scheint Augenkontakt mit den Betrachter:innen aufzunehmen. 1933 emigrierte Hermann, der jüdisch war, in die Niederlande. Neben den Porträts von Albert Einstein und Otto Zarek (A IV 154 und A IV 156) scheint dieses Werk eines der „Bildnisse jüdischer Männer“ (SMB-ZA, I/NG 1021, Bl. 60) zu sein, die Paul Ortwin Rave 1937 für die Nationalgalerie aussuchte. Hermann wurde während der deutschen Besatzung der Niederlande verhaftet und in Auschwitz ermordet. | Emily Joyce Evans