Johann Gottfried Mathes, ein Schäferknecht und Textilarbeiter, trat in den 1780er Jahren in Berlin als Wunderheiler auf. Seine Kuren vollführte er durch Elixiere, Handauflegen und Gebet, aber auch durch Bezauberung, Teufelsaustreibung und magische Prozeduren. Seine Patienten versetzte er durch sein Gebahren in Furcht, manche trieb er in Wahnsinn, so in den beiden seiner Heilversuche, die gerichtsnotorisch geworden sind. Dem Wassersüchtigen, dessen Puls er auf Chodowieckis Darstellung gerade fühlt, machte er schlichtweg weis, er habe keine Wassersucht. Der Patient verlor den Verstand und starb. Zu der Zeit, als der aktenmäßige Bericht über den Fall in der „Berlinischen Monatsschrift“ erschien, saß der Wunderheiler im Zuchthaus.
Der Bericht ist mit “B.” gezeichnet und wurde wahrscheinlich von dem Mitherausgeber des Blattes, Biester, verfasst. Er berührt am Ende des Artikels das Problem der Wundergläubigkeit des Volks, dessen Anfälligkeit für Verführung: „Aber wer heilt den Glauben des gemeinen Mannes an Wunder? Oder vielmehr, wer sorgt nur dafür, dass dieser Glauben nicht immer weiter um sich greift?“, fragt der Autor hilflos-verzweifelt. Damit sei zu konstatieren, dass das Projekt der Aufklärung noch längst nicht erfolgreich sei, dass man sich eitler Täuschung hingebe, wenn man „unsere Zeiten öffentlich die aufgeklärten [nenne]“. Dies wurde der Kerngedanke von Chodowieckis vorliegender Serie für den “Genealogschen Kalender”.