Chemisch-physikalisches Institut
Lenoir & Forster
Wien, 20. Jänner 1896.
Inhaber: Dr. C. Forster & M. Hlawaczek
Wien, IV., Waaggasse 5.
Telephon Nr. 1519.
Sehr geehrter Herr Professor!
Verzeihen Sie gütigst weil
wir es wagen, die große Zahl
von Anfragen die ohne Zweifel
in dieser Zeit an Sie gerichtet
werden, noch um eine zu ver-
mehren.
Wir werden aber derart
um Crookes-Röhren, Induktions-
apparate und andere Behelfe, um
Ihre phänomenale Entdeckung
nachzuexperimentieren bestürmt,
dass wir beinahe glauben, dass
wir Ihnen viele aus Oesterreich
an Sie gerichtete Fragen zu be-
antworten abnehmen könnten
wenn wir nur selbst einiger-
maßen orientirt wären.
Dieser Gedanke zunächst hat
uns den Muth gegeben uns
brieflich an Sie zu wenden.
Herr Professor Sigmund Exner hat
mit einigen, von uns zur Verfü-
gung gestellten Röhren keinen
Erfolg gehabt, mit anderen -ja-.
Herr Professor Eder a. d. photogr.
Versuchsanstalt soll sehr schöne
Photographien der Handknochen mit
selbstgemachten Röhren erzielt haben.
Uns selbst ist es bis jetzt
nicht gelungen, die Experimente
mit Erfolg nachzumachen. Das
Nachleuchten phosphorescirender Sub-
stanzen wie Bariumplatincyanür
ist hier noch Niemandem gelungen.
Würden Sie wohl die große
Güte haben uns vielleicht durch
einen Ihrer Herren Assistenten
schreiben zu lassen, ob eine beson-
dere Gattung Crookesscher Röhren
das Gelingen der Experimente
bedingt, eventuell welche Verdün-
nung müßten dieselben haben.
Ist ein sehr großer Induk-
tionsapparat nothwendig?
Wenn Sie die große Güte
haben würden, der Beantwortung
dieser beiden Fragen einige Fin-
gerzeige für das Gelingen der
Experimente hinzuzufügen, so
würden Sie die vielen Freunde
und Jünger der Naturwissenschaften
die hier zu Lande Ihre Botschaft
mit Staunen und Verwunderung
vernommen haben, sehr zu Dank
verpflichten.
Indem wir einer geneig-
ten Erfüllung unserer ergebenen
Bitte entgegensehen, begrüßen wir
Sie
mit vorzüglicher Hochachtung
Lenoir et Forster