Das Schlossmuseum besitzt aus kurfürstlich ernestinischem Besitz eine umfangreiche und sehr qualitätvolle Cranach-Sammlung. Unter den allein elf eigenhändigen Werken Lucas Cranach d. Ä. gilt das in Gotha unter dem Titel Verdammnis und Erlösung bekannte Schlüsselwerk »als einzige lutherische Neuschöpfung im Bereich der bildenden Kunst« (Schade). Das allegorische Lehrbild bezieht sich auf das zentrale reformatorische Bildthema Gesetz und Evangelium. Es verkündete Luthers Lehre von der Rechtfertigung des sündigen Menschen vor Gott allein durch die Gnade Gottes und den Glauben an den gekreuzigten Christus. Cranach, seit 1505 Hofmaler Friedrichs des Weisen, schuf die Tafel im Jahre 1529 in Wittenberg. Anzunehmen ist, dass für das ikonografische Programm Philipp Melanchthon und Martin Luther, mit denen der Künstler eine enge freundschaftliche Verbindung hegte, als Ratgeber beteiligt waren. Nach den Briefen des Apostels Paulus wird der Weg des Menschen aus Verdammnis, Sünde und Gesetz zu ewigem Leben, Glaube und Gnade aufgezeigt. Das Thema ist mit großer lehrhafter Prägnanz dargestellt. Ein Baum in der Bildmitte trennt die typologisch gegenübergestellten Ereignisse aus dem Alten und dem Neuen Testament. Auf der Seite des Gesetzes ist der Baum des Lebens vertrocknet, während er im rechten Bildfeld als die Seite des Evangeliums grünt. Links jagen Tod und Teufel den sündigen Menschen ins Höllenfeuer, während Moses auf die Gesetze verweist. In der rechten Bildhälfte zeigt Johannes der Täufer auf Christus am Kreuz als Erlöser der Menschheit. Die Schriftleiste enthält Bibelzitate, aus denen Luther seine Rechtfertigungslehre entwickelte. [Allmuth Schuttwolf]
bez. am Baumstamm oberhalb der Bildmitte: »1529«, darunter Signet des Künstlers: Schlange nach rechts mit stehenden Fledermausflügeln