Es handelt sich hier um eine der außerordentlich beliebten Darstellungen antiker Ruinen aus Rom, die zu einem Ensemble komponiert nicht ihrer wirklichen historischen Position entsprechen. Solche Gemälde war für Repräsentationszwecke in adligen oder reichen Bürgerhaushalten beliebt. Der Maler ist nicht in Italien zu suchen, eine Kenntnis des wirklichen Zustandes der Ruinen ist nicht erkennbar. Vielmehr bediente er sich druckgraphischer Vorlagen, es wäre vielleicht durchaus möglich, diese Komposition in früheren Darstellungen zu identifizieren und so die Arbeitsweise zu belegen. Spitzenwerke der Kunst des Architektur-Capriccio in der Druckgraphik stammen etwa von Jacques Callot (1590-1635) oder später durch Giovanni Battista Piranesi (1720-1778). In der Malerei wirkten anregend für ganz Europa etwa Givanni Paolo Pannini (1691-1765) und der Franzose Hubert Robert (1733-1808).
Das hier vorliegende Gemälde ist das Gegenstück zu dem Capriccio mit dem Konstantinsbogen in der Sammlung des Museums, dem es in Auffassung, Stil und Größe entspricht. (Inv.-Nr. V00079KaGe)
Dargestellt ist hier eine Vorstellung vom Forum Romanum, keine wirkliche Ansicht. Denn das Forum Romanum war noch gar nicht ergraben. Die Baulichkeiten sind auf dem Forum auch nicht erhalten, abgesehen vielleicht von einem Teil des Tempel des Saturn rechterhand auf dem Gemälde. Dagegen sind noch Palazzi dargestellt, die auf dem Forum Romanum bis zum Ende des 17. Jahrhunderts abgerissen wurden. Der ursprüngliche Titel "Forum Romanum" wurde deshalb geändert in "Römisches Capriccio".
Die Malerei ist in der Architektur flächig und etwas unpräzise, die Figurenmalerei deutlich besser. Vielleicht handelt es sich um zwei Maler, die hier arbeitsteilig zusammenwirkten. Auf solche Darstellungen spezialisiert waren die häufig in Familien tätigen Theatermaler des Barock, in Dresden und Berlin etwa die Familie Fechhelm.
Das unbezeichnete Gemälde mit starken Beschädigungen, an den Rändern brüchig, Fehlstellen vor allem an den Rändern, stark unter Firnis verschmutzt. Die Leinwand ist aus zwei Teilen zusammengesetzt, wie auf der Rückseite zu erkennen ist. Auch ein Klebeetikett findet sich auf dem Keilrahmen. Eine alte Rahmung hat sich am Bildrand abgezeichnet. (ib)
Aus der Wredowschen Kunstsammlung.
Literatur:
Müller, Werner: Barocke Raumphantasien. gebaute Wirklichkeit und konstruierter Schein, Petersberg 2004 (über Architekturcapricci im Barock). - Museum im Frey-Haus Brandenburg an der Havel (Hg.) Die Kunstsammlung des August Julius Wredow (= Brandenburger Museumshefte 4), Brandenburg 1998, Abb. S. 40.