Die vorliegende Ausgabe des Kupferstechers, Verlegers und Buchhändlers Matthäus Merian d. Ä. (1593-1650) erschien als Nachauflage (Erstausgabe 1649) in Merians Frankfurter Verlag. Nach seinem Tode wurde er von dessen Söhnen weitergeführt, die eine dominierende Stellung im europäischen Buchhandel durch den Vertrieb von Graphik in Büchern und als Einzelblätter zu verteidigen hatten. Der Band enthält neben zahlreichen Texten zur Endlichkeit alles menschlichen Tuns und einer Beschreibung der Stadt Basel auch das Vorwort der Erstausgabe von Matthäus Merian d. Ä., in dem er sich zur Entstehungsgeschichte des Werkes äußert. Der graphische Zyklus entstand nach einer heute nicht mehr im Original existierenden Totentanz-Darstellung (um 1440) seiner Geburtsstadt Basel. Die von Versen begleitete Bildfolge zeigt weltliche und geistliche Standespersonen, die jeweils mit dem als Leichnam dargestellten Tod konfrontiert werden. Die über dem Kupferstich stehende Verszeile enthält die Anrede des Todes, die unten stehende Zeile die Antwort der betreffenden Person. So entgegnet beispielsweise der mit dem Tod konfrontierte Edelmann: " Ich hab gar manchen Mann erschreckt, der mit dem Harnisch war bedeckt, nun ficht mit mir der grimme Todt und bringt mich gar in grosse Noth." Angesichts der Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, die Merian bereits in seinem monumentalen Werk "Theatrum Europaeum" (ebenfalls in der Schlossbibliothek vorhanden) dokumentierte, sollte seine Totentanz-Folge zur wahren Gottesfurcht und zu einem Leben ohne leichtfertige Sünden in Anbetracht des Todes aufrufen. [Jens Henkel]
Buchblock ohne originalen Einband (Verlust), 206 Seiten, Titelkupfer, 42 Kupferstiche und abschließender Kupferstich "MEMENTO MORI", Provenienz: Gymnasialbibliothek Rudolstadt