Die Zunfttruhe stammt aus dem letzten Jahrhundert des Bestehens der Landauer Weingärtnerzunft. Dass Winzer (= Weingärtner) einer Zunft angehörten, war in der Pfalz die Ausnahme. Ein großer Teil der im Weinbau arbeitenden Menschen war noch bis zum Ende des 18. Jh. als hörige Bauern einem Grundherrn abgabepflichtig. Landau gehörte im späten 18. Jh. jedoch formal zu Frankreich. Die Zunfttruhe diente der Aufbewahrung der Mitgliedsbücher, Zunftordnungen und anderer Dokumente. An der linken Innenwandung ist ein kleines Holzkästchen für Schreibutensilien angebracht. Offizielle Versammlungen der Zunft wurden immer vor der geöffneten Lade angehalten. Der Innendeckel ist bemalt: In einem Rocaillerahmen mit Baldachinstaffage bringen die Kundschafter Josua und Kaleb aus dem gelobten Land Kanaan eine Riesentraube heim. Die biblische Episode aus dem Alten Testament wurde vielfach im Zusammenhang mit dem Weinbau als Schmuckmotiv gebraucht. Neben der Malerei sind die Datierung (1784), die Namen der beiden Zunftmeister und der beiden der Zunft vorgesetzten Ratsherren angegeben. Der rechts oben aufgeführte "Herr Frantz Daguesant" wurde 1791 zum ersten Friedensrichter in Landau gewählt. Das Amt dieser bürgerlichen Laienrichter auf Kantonsebene wurde 1790 durch die Konstituante im revolutionären Frankreich und damit auch in Landau eingeführt. [Ludger Tekampe, Johanna Kätzel]