Einen Höhepunkt der Frankenthaler Porzellankunst bildet die Gruppe »Pluto auf dem Meereswagen«. Sie war seit dem Erwerb 1914 eine der hervorragenden Kostbarkeiten im Historischen Museum der Pfalz. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde diese Gruppe mit einem Großteil der Speyerer Porzellansammlung in den Kasematten der Festung Germersheim durch französische Offiziere geplündert. Es gelang 1988, dieses kostbare Schmuckstück zurückzuerwerben. Der Pluto gehört zu einer Serie von Göttern, die nach Modellen von Johann Wilhelm Lanz ausgeformt wurden. Pluto sitzt, leicht zur Seite gedreht, auf dem Meereswagen. Das bärtige Antlitz und die füllige Haartracht kehren bei den Göttern Pluto/Neptun und Jupiter sehr ähnlich wieder. Die Drehung des Körpers und die Gestaltung entdecken wir wieder bei Phoebus Apollo. Die für Lanz noch unverkennbare Schwere löste sich bei den Götterfiguren. Die feine flammende und muschelförmige Ornamentik des Rokoko formt die Rückseite des Gefährts, auf dem Pluto thront. Im Frankenthaler Preisverzeichnis von 1760, das Emil Heuser veröffentlichte, werden Pluto im Wagen, gezogen von acht Pferden,von vier und zwei Pferden, und Venus im Wagen, sowie Neptun im Wagen genannt. Größere Götterwagen wurden vor allem in der Meißener Porzellanmanufaktur hergestellt. Auf der Terrine des Brühlschen Services sitzt eine Venus auf dem Wagen. Von Zarin Katharina II. kam Ende 1772 ein Auftrag von nicht weniger als vierzig größeren und kleineren zur Aufstellung in ihrem Kabinett bestimmten Gruppen und Figuren. Schon im November entwarf für sie Johann Joachim Kändler das Programm. Von ihm stammen die großen Hauptgruppen des Triumphzuges der Amphitrite und des Neptun, der Thetis, die Götterwagen mit Apollo, Luna, Mars, Venus, Merkur und Saturn. Während Neptun auf dem Wagen und die auf den Wasserwogen dahinziehenden Pferde vom Rokoko durchpulst sind, wirkt der Sockel mit den Louis XVI. Ornamenten wesentlich kühler. (Franz-Xaver Portenlänger)