Extra-Beilage
zu Nr. 205 des Pfälzischen Kurier.
Telegramme.
* Brüssel, 31. August. Die „Independance" meldet aus
Florenville (einer belgischen Telegraphenstation gegenüber dem zwischen
Sedan und Montmedy gelegenen französischen Carignan) unterm Heu-
tigen: Nachdem Mac Mahon in der gestrigen Schlacht bis auf die
Höhen von Vause zurückgeworfen war, erneuerten die Deutschen
heute ihren Angriff. Die Schlacht begann heute Morgen 5 Uhr.
Die Deutschen rückten vor und besetzten bereits Carignan, während
Mac Mahon sich auf Sedan zurückzog, wo seine Einschließung
wahrscheinlich ist. Die Deutschen eroberten 4 Mitrailleusen. Der
Kampf näherte sich der belgischen Grenze bis auf 10 Kilometer.
* Paris, 31. Aug. Im Gesetzgebenden Körper ver-
liest Graf Keller einen Brief aus Straßburg, der da sagt,
daß die „Preußen" die Stadt und nicht die Wälle beschießen, daß
der vierte Theil der Stadt verbrannt sei, daß die Einwohner den
Tod der Ergebung vorziehen, und daß der Feind Kriegsgefangene zum
Graben von Tranchéen verwende. Hierauf erklärt die Kammer,
daß Straßburg sich um das Vaterland verdient gemacht habe und
nicht aufhören werde, französisch zu bleiben. Graf Keller beantragt,
eine Commission zu ernennen, um die Bevölkerung zu bewaffnen. Der
Kriegsminister Palikao ertheilt den Bewohnern Straßburgs und
auch den dortigen Truppen sein Lob; er erzählt, der feindliche Com-
mandant v. Werder habe gesagt, es sei Sache der Bevölkerung die
Garnison zur Capitulation zu bewegen, worauf General Ulrich
erklärt habe, er werde den Platz bis auf den letzten Stein vertheidigen
und die Stadt in die Luft sprengen, wenn sie ihn an
der Vertheidigung der Citadelle hindern wollte. Dem Antrag Kellers
gegenüber verlangt Palikao von der Kammer ein Vertrauens-
votum.
Verantwortliche Redaction: Ph. Gebhard Stay.
Baur'sche Buchdruckerei in Ludwigshafen am Rhein.