Neapel und Sizilien wurden bis 1806 vom spanischen Königssohn Ferdinand IV. (1751-1826) regiert, dessen Frau Maria Karolina (1752-1814) sich höchste politische Einflussnahme sicherte. So war sie auch für die Unterstützung der britischen Handelsflotte verantwortlich, die Napoleon ein Dorn im Auge war. Er erteilte den Befehl zur Besetzung Neapels, und die Stadt fiel ohne großen Widerstand an die Franzosen. Napoleons Bruder Joseph Bonaparte wurde als König eingesetzt.
Auf die Eroberung Neapels und Siziliens wurde eine Medaille geprägt, die Napoleons Chefmedailleur Dominique-Vivant Denon folgendermaßen erläuterte: „Um dieses Königreich zu charakterisieren, haben wir den Typ antiker Münzen des alten Parthenope verwendet, einen Stier mit dem Kopf von Jupiter oder Herkules.“ Der Stier wird von der römischen Siegesgöttin Viktoria bekränzt. Zwischen den Beinen des Tieres ist das Porträt des römischen Gottes Vulkan abgebildet, der Sizilien (den Ätna) repräsentiert. Tatsächlich ist die Medaille bis ins Detail an römische Münzen angelehnt. Durch die Darstellung werden also die mythischen Anfänge Neapels, wie sie bei Vergil oder Horaz beschrieben sind, mit den zeitgenössischen Ereignissen in Verbindung gesetzt. Dies liefert Napoleon die Möglichkeit, die eigene Herrschaft in einen größeren Kontext einzuordnen und der Eroberung eine historische Bedeutung beizumessen. Die Vorderseite zeigt die Büste Napoleons in Manier römischer Kaiser.
Die Erfassung dieser Medaille wurde durch den Numismatischen Verbund in Baden-Württemberg (NV BW) ermöglicht.
[Sophie Preiswerk]