Siegel eines Notars des Kantons Frankenthal im Département du Mont-Tonnerre aus napoleonischer Zeit. In der Folge der französischen Revolutionskriege und der Annektierung exterritorialer Gebiete durch die Franzosen, wurden die dort vorherrschenden Verwaltungsstrukturen zerschlagen. Die neue Gliederung erfolgte nach französischem Vorbild mit Mairie, Kanton, Arrondissement und Département. Die Ikonographie amtlicher Siegel in diesen Verwaltungsgebieten weist in der Regel sehr deutlich auf die Zugehörigkeit zum französischen Staatsgebiet hin.
Die Stempelplatte zeigt in diesem Fall die Marianne, die Personifikation der Republik Frankreich mit den für sie typischen Attributen. Die in ein antikisierendes Gewand gehüllte Figur stützt sich mit der Rechten auf eine Pike, der eine phrygische Mütze übergestülpt ist. Ihre Linke liegt auf einem Liktorenbündel. Phrygische Mützen wurden während der Französischen Revolution von den Jakobinern, Anhängern der Revolution, als sichtbarer Ausdruck ihrer politischen Orientierung getragen. In der Folge wurde die "Jakobinermütze" zu einem Symbol (bürgerlicher) Freiheit. Das Liktorenbündel ist ursprünglich ein Zeichen hoher Amtsträger bei den Etruskern und Römern. In Frankreich wurde es ab 1790 als Symbol der Einigkeit bzw. ab 1792 als Symbol der Republik verwendet. Mit Unterbrechungen ist es bis heute Teil des Hoheitszeichens Frankreichs.
Auf der Stempeloberseite erleichtert ein eingravierter Pfeil die Handhabung des Siegels.
[Johanna Kätzel]