Auf der allseitig bemalten Predella ist u. a. eine Gregorsmesse dargestellt: Im Vordergrund kniet Papst Gregor betend vor einem Altar, auf dem das Missale, ein Korporale mit Kelch und Patene, das Schweißtuch der Veronika und zwei Leuchter zu sehen sind. Aus einem Sarkophag, der sich ebenfalls auf dem Altar befindet, steigt Christus mit Dornenkrone und Kreuznimbus, auf der linken Seite hält er vermutlich ein Rutenbündel.
Die Gregorsmesse stellte eines der wichtigsten Bildthemen in der vorreformatorischen Zeit dar: Dabei soll Papst Gregor der Große (um 540–604) im Rahmen einer Eucharistiefeier eine Erscheinung des vom Kreuz gestiegenen Christus gehabt haben, bei der dessen Blut aus den Wunden in den für den Messwein bestimmten Kelch geströmt sein soll. Auf Darstellungen wird die Präsenz Christi in aller Regel mittels des Schmerzensmanns visualisiert, der mitten auf dem Altar aus einem Grab erscheint und aus dessen Wunden Blut strömt. Das Bildthema erreichte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine geradezu explosionsartige Verbreitung auf Altarbildern und Einblattdrucken. Die Anhänger der Reformation verurteilten dieses Thema jedoch auf das Schärfste, zumal sie die Lehre der Transsubstantiation ebenso ablehnten wie die Ablassversprechen, die bei der Verrichtung entsprechender Gebete vor einer Gregorsmesse in Aussicht gestellt wurden.
Schenkung von Frau Mayer, Leipzig, 1901