Original: Deutsch
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ALTERTUMSVEREIN
BAD DÜRKHEIM
Tagebuch
Karl Koch
Angefangen den 20 April 1848.
1840
Museum Bad Dürkheim
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Den 20ten April 1810.
Gestern gingen wir zum ersten
Mal zum Abendmahl. Da unsere
Ferien, welche am 10ten April begon¬
nen hatten noch eine Woche dauer¬
ten, so ging ich mit Wilhelm
Zöller nach Dürkheim, wo wir
Abends um 6 Uhr an ankamen.
Wir gingen später noch ein wenig
in der Stadt herum, aßen dann
zu Nacht u. legten uns ins Bett.
Den 21ten April.
Früh Morgens standen wir auf,
und Frühstückten. Alsdann gingen
wir in Pfarrer Lehmanns, um uns
zu erkundigen, ob Lehmann aus
Frankenthal noch nicht angekommen
wäre, denn wir erwarteten ihn,
und den Julius, Cäsar u. Fritz
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Willich, welche 3 letzteren nach Ung¬
stein zu gehen im Sinne hatten,
wo sie ein Gut haben. Lehmann
war noch nicht da. Dann gingen
Zöller u. ich in Begleitung des
August Chillot auf das Kloster Lim¬
burg, wo wir alles genau betrachte¬
ten, u. auch auf den Thurm gingen,
soweit man konnte. Von da
stiegen wir drei den Berg hinab,
gingen durch das Dorf Hausen,
dann gegen Hardenburg, da uns
unser Weg an dem Waggen¬
Hammer vorbeiführte, so säumten
wir nicht denselben zu sehen;
von da gingen wir auf das Har¬
denburger Schloß, das wir eben¬
falls genau betrachteten. Wir
stiegen, sodann den Berg hinab
u. gingen ohne weiteren Aufenthalt
nach Dürkheim, wo wir sehr hung¬
rig ankamen. Wir erkundigten
uns nochmals ob Lehmann noch nicht
hier sei, da wir hörten er sei¬
noch nicht hier machten wir
uns selbst auf den Weg nach
Ungstein. Als wir am ersten
Gradierhaus waren, sahen wir sie¬
kommen u. Held war bei ihnen.
Ohne Verzug gingen wir ins¬
gesammt auf den Teufelstein¬
ehe wir aber auf demselben
waren, fiel es Lehmann ein, in
dem Kastanienwald, wo sehr vieles
dürres Laub lag, ein Feuer zu
machen. Er that es, aber das Feuer
wurde immer größer u. größer
und nur mit der größten An¬
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strengung gelang es uns es dadurch,
daß wir alles Laub rings herum
wegnahmen, daselbe auszumachen.
Von dem Teufelstein gingen
wir nach Ungstein, wo wir in
Hr. Willichs zu 4 Uhr aßen.
Es wurde nun ausgemacht, daß
wir den andern Tag auf den
Ranfels (Sunfels) gehen wollten.
Nun wurde uns der Vorschlag
gemacht in Ungstein zu schlafen,
u. nach dem wir die Erlaubniß
dazu erhalten hatten, so thatens
wir des Spasses wegen.
Den 22ten April
Den andern Morgen wachten
wir sehr früh auf, denn wir hatten
unbequem gelegen, und standen
um 5 Uhr auf. Zum Frühstück
tranken wir Milch und aßen
Butterbrod. Von einem Führer
begleitet und mit Speise und
Trank versehen gingen wir um
6 Uhr von Ungstein über den Weilberg, und
nach großer Anstrengung, kamen
wir ungefähr und 10 Uhr auf
dem Ranfels an. Hier aßen
u. tranken wir, was eir hatten
Nachdem wir uns ein wenig
umgesehen u. an der Aussicht
gelabt hatten, stiegen wir
auf der andern Seite den
Berg hinab, und gingen von
da nach Hardenburg auf das
Schloß, wo wir auf dem schönen
Lindenplatz, noch ein wenig aßen
und tranken. Nachdem wir uns
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ausgeruht hatten, gingen wir
nach Ungstein, wo wir um 2
Uhr ankamen u. Reisbrei
aßen. Dann aßen wir zu
Dürkheim in unserem Hauß
zu Vieruhr. Nachdem wir
ausgemacht hatten, wohin wir
den andern Tag gehen wollten,
trennten wir uns; Held und
die 3 Willich gingen nach
Dürckheim; Lehmann ging zu
seinem Onkel, Hr. Pfarrer
Lehmann. Zöller und ich legten
uns, da wir sehr müde waren
früh ins Bett.
Den 23ten April
Den andern Tag standen wir um
1/2 8 Uhr auf, u. frühstückten im
Hof; während wir frühstückten kamen
die 3 Willich der Verabredung
gemäß zu uns, um mit ihnen
nach Neustadt zu gehen. Ohne
Verzug holten wir Lehmann ab,
und gingen von Dürkheim
nach Wachenheim, Forst, Deides¬
heim, wo wir ein wenig Wein¬
tranken, dann nach Mußbach,
und von da nach Neustadt zu-
Hr. Dr. medicinae Hegg, dem Onkel
der Willich. Bei diesem aßen
wir zu Mittag. Nachmittags
besahen wir seine vielen u.
schöne Alterthümer römischen
u. Germanischen Ursprungs, seine
Münzen, seine ausländischen
Bücher etc. etc.. Dann gingen
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wir auf das schöne Haarder
Schlösschen, wo wir durch ein
Teleskop Mannheim u. Franken¬
thal, mit dem bloßen Auge
kaum bemerkbar, sehr deutlich
sehen. Von da gingen wir
auf die sogenannte Waldmans¬
Burg, von wo aus man eine
sehr schöne Aussicht hat. Wir
schliefen bei Hr. Dr. Hegg.
Den 24ten April.
Nach dem Frühstück, gingen
wir durch das Neustadter Thal
bis St. Lambrecht, wo wir zu
Morgen aßen. Da uns unser
Weg an Frankeneck vorbeiführ¬
te, so säumten wir nicht, die
neu erfundene Papiermaschine
des Hr. Gossler zu betrachten
Dann gingen wir fort bis Weiden¬
thal, von da mußten wir durch
einen ausgehauenen Felsen, wo
neben folgende Worte einge¬
graben stehen.
Maximilianus Josephus
Rex Bavariae
Rupem pandit
Viam condidit. d. h.
Maximilian Joseph, König von
Bayern hat den Fels durchbrochen und
den Weg gebahnt. Nun hatten
wir nur noch 1/4 Stunde bis Franken¬
stein; als wir dort angekommen
waren, kehrten wir bei Herrn
Posthalter Ritter ein¬
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dieses freundlich gelegene Posthaus,
liegt da, wo ein kleines Thälchen von
dem Haupthal abgeht. Nach dem
wir also unsern Hunger ein wenig
gestillt hatten, besuchten wir die
nahe bei dem Posthause gelegene
Ruine Diemerstein, auf einem
kleinen Hügel, an dessen Fuß
ein Mühle von einem kleinen
Bächlein getrieben, sich befindet,
sich herrlich ausnehmend. Als wir die
Windung des Thales zurückgelegt
hatten, stiegen wir auf den Hügel
worauf sich die Burg befindet. Die
Burg steht ganz auf Felsen, und nur
vermittelst einer Leiter ist es
möglich hinauf zu klimmen. Wir
fanden eine solche. Es ist außen
allen Zweifel, daß diese Burg
ein Raubnest war. Wir kehrten nach
dem Posthauße zurück. Abends betrachten
ten wir auch noch die Frankensteiner
Burg +). Spät abens, nachdem wir
zu Nacht gegessen hatten, legten
wir uns ins Bett.
Den 25ten April
Morgens gegen 8 bis 9 Uhr gingen
wir bis Dürkheim, wo wir uns trennten.
Lehmann zu seinem Onkel, Williche
nach Ungstein, Zöller u. ich gingen
in unser Haus. Wir beiden letzte¬
ren schrieben noch für die Schule;
und fuhren dann nach Frankenthal.
Denselben Abend trafen auf Lehmann
u. die Willich daselbst. Zöller
ging jetzt wieder nach Haus, ich
schrieb noch an meiner Arbeit. --
___________
über die Geschichte der beiden Bürgen s. Lohmann Geschichtl.
Gemälde II Bd. pag. 270. etc. etc. etc.
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Den 26ten April
Morgens ging ich in die Kirche,
und mittags arbeitete ich noch
bis ich alle meine Aufgaben
gemacht hatte.
Den 27ten April
An diesem Tage ging unsere Schule
an, es ging gut.
den 28ten April bis Samstag 9ten Mai¬
ging ich regelmäßig in der Schule,
blieb immer hier. Sonst fiel nichts
vor. Meine gewöhnlichen Gesell¬
schaften waren: Lehmann Zöller
und die Willich.
den 29ten April den 10ten Mai.
Fuhr ich Nachmittags nach Mannheim
u. Abends zurück.
Den 11 bis 16 Mai¬
Wie gewöhnlich.
++ Dieser dann ____ ____100g 6 mal ab¬
gebrannt, und wurde immer wieder obgleich
nicht in demselben Styl aufgebaut. Hierauf
besahen wir das Denkmahl des berühmten
Johannes Gutenberg. Auf der Vorderseite
des Denkmahls befindet sich folgende
Inschrift:
Johannem Gensfleisch de Gutenberg
Patricium Magentium
Ater per totam Europam collato¬
Tomerunt cives
1837.
d. h. Das Bild des Johannes Gensfleisch de
Gutenberg, eines Mainzer Patziers haben
aus Beiträgen, die in ganz Europa ge-
sammelt wurden die Bürger gesetzt
1837
Auf der Rückseite steht.
item, quae Graecos latuit Litutque Latinos
Germani zollers extudit ingenium.
Nunc quodquid verteres, sapiant sapiuntque recentes
Non Lubi, sed populio omnibus ad supert
d.h. die Kunst, welche weder Griechen noch Latein
kannten hat eines Deutschen Scharfsinn, er¬
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funden. Was nun die Alten u. Neuen
Weises ersinnen, ersinnen sie nicht
für sich, sondern für alle Welten.
Den 17ten Mai¬
Morgens in die Kirche. Mittags
wir Lehman u. ich bei Zöller.
Den 18ten bis 23ten Mai¬
Wie gewöhnlich.
Den 22ten Mai.¬
Zöller, Lehmann, Julius u. beiden
Willich, u. ich gingen um 11 Uhr bis
Oggersheim, von da fuhren wir nach
Mannheim wo Maifest war.
Dort gingen wir nun herum, aßen
u tranken, und fuhren die Williche
ausgenommen, welche mit ihrem Vater
u Hauslehrer gingen, wieder nach
Frankenthal zurück. Abends um 1/2 10 Uhr.
kamen wir daselbst an.
Den 25 u. 26 Mai.
Wie gewöhnlich
Den 27. Mai.
Ich hatte mich entschlossen nach¬
nach Dürkheim zu gehen; ich that es; um 1/2 8
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Uhr kam ich daselbst an.
Den 28ten Mai
fuhr ich mittags 3 Uhr von Dürkheim
ab nach Oggersheim, von da zu
Fuß nach Frankenthal wo ich um
1/2 7 Uhr ankam. Bei meiner Ankunft
aß ich Sauermilch. Ich schrieb und
lernte noch bis 1/2 10 Uhr abends..
Den 29 u. 30ten Mai.
In die Schule. Wie gewöhnlich.
Den 31ten Mai.
War Julius, Wilich, Zöller und
Lehmann bei mir. Abends _____
wir uns bei Fleischbein.
Den 1-3ten Juni.
In der Schule wie gewöhnlich.
Den 2. Juni hatte ich etwas am Fuß,
was mich hinderte in die Schule
zu gehen.
Den 5ten Juni in der Schule
Den 6ten Juni. Morgens war Schule, mittags
fuhr ich nach Dürkheim.
Den 7. Juni. Zu Dürkheim.
Den 8ten Juni. Morgens ging ich mit August
Chillet, Herbert Chillet u. Emil Zott
auf den Teufelstein, von da
auf die Weilach, wo wir Sauer¬
milch aßen bei Hr. Förster Osterfeld,
u. die ausgestopften Tiere sahen,
von da gingen wir auf die Kall¬
stadter Ziegelhütte, wo ich u. August
unsere Namen tief in einen Baum
schnitten. Von da gingen wir nach
Haus. Mittags auf dem Markt.
Den 9. Juni. War wieder Markt zu
Dürkheim. Abends war ich im Konzert in Hr. Siergen.
Den 10ten Juni fuhr ich nachmittags 1/2 5
Uhr von Dürkheim weg, und kam
um 1/2 7 Uhr zu Frankentahal an;
ich hatte noch für die Schule eini¬
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ges zu arbeiten.
Von 11ten bis 20ten Juni
Wie gewöhnlich.
Den 21ten Juni.
Morgens 6 Uhr fuhren wir nach Dürkheim.
Es war sehr schönes Wetter. Nachmittags
gab der Dürkheimer Cäzilien-Verein
ein Konzert, oben auf dem Berg an
den 3 Mechlen. Nachdem ich ungefähr
1 1/2 Stunden dort gewesn war, ging
ich nach Haus. Alsdann aßen wir zu
Nacht, fuhren von Dürkheim ab und
kamen um 1/2 10 Uhr zu Frankenthal
an.
Den 22ten bis 25ten Juni
Wie gewöhnlich
Den 26ten Juni kam Sr. Maestät der König
von Bayern hier durch; er kam von Aschaffenburg
u. reiste nach Germersheim.
Den 27ten Juni.
Wie gewöhnlich. -
Den 28ten Juni.
Sr. Majestät wurde erwartet. Jedermann
schmückte daher sein Haus mit Blumen
Kränzen u. so auch wir das unsrige.
Wir zogen dann Sr. Majestät mit¬
unsern Lehrern entgegen, u. erwarte¬
ten ihn am Speyerer Thor. Ungefähr
9 Uhr kam er an; das Gedräng
war sehr groß. Er fuhr ohne sich
aufzuhalten durch Frankenthal
hindurch. Deswegen wurde auch
in der protestantischen Kirche kein
Gottesdient gehalten. Auch war heute
Jahrmarkt.
Den 29ten Juni
War Jahrmarkt.-
Den 30ten Juni bis 5ten Juli
Wie gewöhnlich.-
Da Hr. Professor Siebel u. Herrwagen
nach Speyer in das Konzert gingen, u. einige
aus unsere Schule ebenfalls dort hin gingen,
also auch keine Schule gehalten worden konnte,
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so versprach Hr. Direktor Brünings mit einigen
aus unserer Schule eine Reise zu
machen. Die welche mitgingen waren außer mir:
Friedrich Lehmann; Joseph Pistor Fritz
Riggertschmann, Julis, Caspar u. Fritz
Willich. Nachdem alles zu unserer
Abreise bestellt worden war, wurde
dieselbe auf Montag den 6ten
Juli Morgens 5 Uhr festgesetzt.
Den 6ten Juli.
Morgens 5 Uhr kamen wir alle der
Verabredung gemäß in die Schule.
Von da gingen wir vor das Wormser
Thor, wohin wir einen Wagen bestellt
hatten. Wir fuhren darauf nach
Worms. Hier stiegen wir in
das Dampfschiff: Ludwig II.
Großherzog von Hessen, welches
um 7 Uhr (Morgens) zu Worms abging.
Um drei viertel auf Acht waren wir
in Rheindürkheim, um viertel auf 9 Uhr
zu Gernsheim, um viertel auf zehn zu
Oppenheim, um halb zehn zu Nierstein,
und um viertel auf 11 zu Mainz.
Das erste was wir hier besahen war
das Zeughaus, woran wir vorbeigingen.
Alsdann besahen wir den schönen Dom.
In demselben befinden sich 20 Altäre,
und hübsche Glasmahlereien.
Hierauf gingen wir auf den Stephans-Thurm,
welcher ungefähr 270 (210 Fuß) Treppen hoch ist,
und von wo aus wir eine sehr schöne
Aussicht nach allen Seiten der Stadt
Mainz, und der Umgegend hatten.
Nach 12 Uhr stiegen wir wieder herab,
und gingen über die Rheinbrücke welche
auf 56 Schiffen weilt u. 766 Schritte lang ist und
Mainz mit Kastel verbindet, denn
wir wollten noch vor dem Mittag¬
Essen nach Wiesbaden auf der Eisen¬
bahn fahren; allein wir verspäteten
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uns.Wir aßen daher in Kastel zu
Mittag, und fuhren Mittags 3 Uhr,
auf der Eisenbahn nach Wiesbaden..
Dieses freundliche Städtchen liegt an
dem andern Ufer des Rheins, unge¬
fähr 1 Stunde von demselben entfernt,
gehört zum Herzogthum Nassau,
ist der Sitz der Landescollegien, hat
7000 Einwohner, u. berühmte ____
Brüder. Das erste, was wir hier besahen,
war der schöne Thorsaal, worin gespielt
wird. Hierauf gingen wir in Wies¬
baden noch durch einige Straßen,
und von da nach Lieberich den
Pallast daselbst, die prächtige Sommer¬
residenz der Herzoge von Nassau¬
Usingen erregte unsere Bewunderung;
er hat eine entzückende Lage am
Ufer des Rheines, mit einer Terasse,
einem Garten, und einem großen Park.
Die Stadt Biebrich ist klein, aber äusserst
nett und reinlich. Hier setzten wir
uns auf das Dampfschiff: Die Stadt
Frankfurt; wir fuhren an vielen Dörfern vorbei,
unter andern an Schierstein, Nieder¬
walluf, wo das niedliche Schloß des
Graven von Nadiard sich befindet; letzeres
wird als Eingang zum Rheingau be¬
betrachtet; ferner kamen wir an Erbach
___ der ehemaligen Zisterzienser Abtei
Erbach, welche 1135 von dem
Mainzer Erzbischoff Adelbert gegründet
wurde: eine Abtheilung derselben
ist nun eine Anstalt für Geisteskranke
und die andere ein Zuchthaus. Ferner
kamen wir nach Geisenheim, Rüdesheim,
wo der Rhein 2000 Fuß breit ist, u.
von da nach Bingen.
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Diese alte Stadt hat eine herrliche
Lage am linken Ufer des Rheines,
in welchem hier die Nahe sich ergießet
und an dem Fuße eines hohen pyra¬
midenförmigen Berges, auf dessen
Gipfel die Ruinen des alten Klosters
Klopp liegen. Bemerkenswerth ist
noch die Brücke über die Lahn, un¬
streitig roemischen Ursprungs, Drusus
Brücke genannt; sie ruht auf
steinernen Bögen.
Den 7ten Juli.
Nach dem wir in dem Hotel
am Rhein "Victoria" übernachtet
hatten, machten wir uns den
andern Tag auf den Weg nach
dem Rheinstein. An dem so¬
genannten Binger Loch befindet
sich auf dem linken Ufer des Flusses
ein einfaches Denkmahl mit
folgenden Inschrift:
"An dieser Stelle des Reins verengte
"ein Felsenriff die Durchfahrt. Vielen
"Schiffen ward es verderblich. Unter
"der Regierung Friedrich Wilhelm
"des IIIten Königs von Preussen,
"ist die Durchfahrt nach 3 jähriger
"Arbeit auf 210 Fuß, das zehnfache
"der früheren verbreitet
"Auf gesprengtem Gestein ist dieses
Denkmal errichtet."
Der Burg Ehrenfels gegenüber
Nicht weit davon ist der sogenannte
Mäuseturm, wo Hatto II Erzbischoff
von Mainz wegen seines Geizes,
so erzählt die Sage, von den Mäussen
gefressen wurde. Als wir an diesem
Thurm vorbei waren, sahen wir¬
das schöne Schloß Rheinstein, auch
Reichenstein oder Königsstein genannt.
Nach 1815 gehört dieses Schloß dem Prinzen
Friedrich von Preußen, der es als Ruine
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ankaufte, von dem geschickten Baumeister
Wilhelm Kuhn nach dem ursprünglichen
Plann wieder aufbauen ließ. Selbst
die innern Einrichtung ist dem
14ten Jahrundert entnommen.
Wir sahen drin treffliche Glasmah¬
malereien, Waffen, Wappen, Rüstungen,
unter anderen die Albrecht des Löwen welche ganz blau ist
u. f. m. Nachdem wir alle unseren
Namen in ein Buch eingetragen
hatten, gingen wir herab. Hierauf
setzten wir über den Rhein, u.
gingen auf den
Niederwald, von wo aus man eine
sehr schöne Aussicht auf den
Rheingau hat. Wir gingen von
hier nach Rüdesheim, wo wir ein¬
wenig aßen & tranken. Diese
Stadt ist wegen des Weinbaues
berühmt. Die ältesten u. markan¬
digste ihrer alten Burgen ist die Nieder¬
burg. Zur Zeit Karls des Großen war
es ein Reichsgericht; später gehörte
es dem Erzbischoff von Mainz, u. im
dreizehnten Jahrhundert kam es in den
Besitz der Familie Rückesheim.
Von da fuhren wir über den Rhein,
gingen dann nach Bingen zurück,
setzten uns hier in den Eilwagen
und fuhren nach Kreuznach.
Kreuznach ungefähr 6600 Einwohner ist der
Geburtsort Müllers des Malers und Dichters,
und liegt auf der Preussischen Grenze.
Die Stadt wird durch die Lahn in 2 ungleiche
Theile getheilt.
Daß ehemals die Römer an dieser Stelle
ein Kastell gehabt, ist nicht zu bezweifeln,
obgleich nur noch ein kleiner Rest davon
in der sogenannten Heidenmauer übrig
ist. Da und in der Umgegend wurden
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häufig Römische Urnen, Münzen u. Gräber
gefunden. Der Name Kreuznach kommt zuerst
unter den fränkischen Königen vor,
und zur Zeit der Karolinger stand hier
ein Königshof. Ludwig der Fromme hielt
sich oft in diesem Pallaste auf, um sich
mit der Jagd zu belustigen.
Im zwölften Jahrhunder kam Kreuznach
an die Grafen von Sponheim, und zu
Anfang des 14ten Jahrhunderts verlegte
Graf Johann II seine Residenz dahin.
Die Stadt erlitt mancherlei Drangsale,
aber das schrecklichste Loos traf sie im
Orleanischen Seccesionskrieg, wo die Fran¬
Franzosen Thürme und Mauern niederrissen,
die schöne Burg der Pfalzgrafen von
Simmern zerstörten, und die herlliche
Klosterkirche auf dem Wörth und zuletzt
die Wohnungen selbst in Brand setzten.
Wir hielten uns hier nicht lange auf, sondern
gingen nach dem Vieruhressen gleich
weiter fort. Eine viertel Stunde südlich von der
Stadt kamen wir an zwei Salinen
vorbei, die eine auf dem rechten Fluß-Ufer
die Karlshalle, die andere auf dem linken
Nah-Ufer, die Theodorshall genannt.
Dieselben gehören dem Großherzog von
Hessen-Darmstand, obgleich noch im
preussischen Gebiet. Sie sind durch
eine Brücke verbunden. Nach einer
viertel Stunde kamen wir an einer
3ten Saline vorbei, welche aber das
Eigenthum mehrerer Privat-Per¬
sonen ist. Von da kamen wir nach
Münster, ferner an der Ebernburg
vorbei, welche Franz von Sickingen zum
Schutz erbaut hatte. Nach dem Tode seiner
Gemahlin Hedwig, aus dem Geschlechte der
Flörsheim, welche in Kreuznach begraben liegt,
hielt er sich häufig hier auf.
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Nach seinem Tode (7 Mai 1523) zogen die ver¬
bündeten Fürsten von Trier, Pfalz und
Hessen, vor diese ____ allein, Schenk Ernst vertheidigte diese ¬
be wie er seinem Herrn geschworen
hatte mit Muth und Keckheit. Dem
Trompeter, den die Belagerer abgeschickt
hatten, mit der Aufforderung, sich zu
ergeben, erwiderte er: Mein Herr
Pfalzgraf ist ein frommer löblicher
Kurfürst; aber dem Bischof von Trier
sagen, daß er heimgehe und seine Fladen
weihe. Dem Landgrafen von Hessen
aber sage, er sei ein junger trutziger
Herr, er solle nur kommen. Dessen
ungeachtet mußte die Burg sich ergeben
und wurde abgebrannt.
Nachdem wir eine halbe Stunde längs
der Alsenz weiter gegangen waren,
kamen wir nach Altenbamberg,
unweit der gleichnamigen Burg, welche
dem Raugrafen Rugert gehörte,
und wovon nur einges Mauerwerk noch
übrig ist. Hier stärkten wir uns mit
ein wenig Speis und Trank, und setzten
aldann unseren Weg weiter fort. Nach
einer Stunde hatten wir Hochstätten
erreicht. Vonhier fuhren wir auf einem
gemieteten Wagen nach Alsung. Dieser
Flecken ist merkwürdig durch die vielen
Steinkohlengruben, welche sich wahrscheinlich
bis ins Glanthal erstrecken.
Hier kehrten wir bei Herrn Bürgermeister
ein. Zum Nachtessen gab es ver¬
zuckerten Pfannkuchen. Um 10 Uhr legten
wir uns schlafen. -
Den 8ten Juli
Morgens nach dem Frühstück setzten
wir unsern Weg weiter fort. In 2
Stunden waaren wir zu Gaugrehweiler,
von da kamen wir durch Althof, St. Alban,
Gerbach nach Marienthal, am Fuße
des 2102 P. f. hohen Donnersberges.
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Hier aßen wir Speck u. Eyer, Butter u.
Käse zu Mittag. Nach dem Mittagessen
gingen wir in die alte, in gothischem
Styl erbaute Kirche, worin wir einige
Grabsteine sahen. Ungefähr um 3
Mittags stiegen wir auf den Donners¬
berg. Hier aßen wir wiederum ein
wenig, stiegen sodann auf einen
hölzernen Thurm, von wo aus wir eine
schöne Aussicht genossen. Hierauf
steigen wir den Berg auf der östlichen
Seite hinab gingen durch Dannenfels
nach Weitersweiler. Hier mietheten
wir uns einen Wagen u. fuhren auf
diesem nach Göllheim.
Den 9ten Juli.
Den andern Morgen gingen wir
nachdem wir in dem Wirthshaus zum
Hirsch übernachtet hatten, an die Stelle
wo Kaiser Adolph von Nassau gegen Albrecht
von Östereich kämpfend seinen Tod fand.
Diese Schlacht wurde am 2ten Juli 1298 geliefert.
Adolf durch einen verstellten Rückzug
Albrechts verleitet, folgte ihm blos mit
seinen Reitern. Beide Kaiser stiegen
aufeinander, und Albrecht traf seinen
Gegner mit der Lanze ins Gesicht. Rudolph
sank vom Pferde und Albrechts Begleiter
tödeten ihn. Der Leichnahm des ersteren
wurde zurück im Kloster Rosenthal, und
sodann mit der seines Gegners im
Dom zu Speyer beigesetzt. Ein einfaches
Denkmal unter einer alten Linde bezeichnet
den Ort, wo Kaiser Rudolph den Tod fand.
Die Inschrift auf demselben ist folgende:
Anno milleno trexentis
Bis minas anno
In Julio mense Rex Adolphus
Cadit ense
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Renovatum hoc nonumentum
Sub Ludovico comite
Generosihe. a Nassau 1611.
Neben diesem alten Monument wird
jetzt ein neues erbaut, welches
seiner baldigen Vollendung ent¬
gengensieht.
Von hier gingen wir über Kerzenheim
nach Eisenberg.
In der Umgebung von Eisenberg hat
man mehrere Alterthümer gefunden.
Wahrscheinlich stand hier eine römische
Legion. Im Jahr 1764 hat man den
Grundstein eines Tempels ausgegraben
u. nach Mannheim gebracht; er hat
folgende Inschrift:
I. O. cfl.
Paterni
Ratinusii
H. S. Exius
Von hieraus gingen wir durch Ebertheim,
Mertesheim, Asselheim nach Grünstadt,
wo wir zu Mittag aßen. Nach dem
Essen fuhren wir in einer Chaise
durch Obersülzen, Laumersheim, Gerolsheim,
u. Hessheim zurück nach Frankenthal,
wo ungefähr nachmittags um
5 Uhr ankamen.
Den 10ten bis 24ten Juli
Wie gewöhnlich
Den 25ten Juli
Nach der Zeichenstund Mittags nach
Dürkheim. Abends ging ich spazieren nach Seebach. (Anfang des Kirchen___ daselbst ___ Jakob)
Den 26ten Juli
zu Dürkhem
Den 27ten Juli
Zurück nach Frankenthal
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Den 28ten Juli bis den 14ten August
zu Frankenthal in der Schule; wie
gewöhnlich. Den 14ten Abends nach Dürkheim
Den 15ten August
Zu Dürkheim. Abends zurück nach
Frankenthal, Es lagen 4 Escadrons
Chevaux-legers hier, welche nach Nürn¬
berg gehen. -
Den 16ten August
zu Frankethal. Bei Lehmann.
Abends machten die Soldaten Musik.
Den 17ten August.
Morgens um 6 Uhr brachen die
Soldaten auf. -
Wie gewöhnlich in der Schule. -
Den 17ten bis 22ten August
Wie gewöhnlich.
den 25ten August.
War das Geburt- u. Namensfest Sr.
Majestät des Königs von Bayern
Von 1/2 11 - 1/2 12 war ich in der Schule.
Den 26ten August.
War das letzte Mal Schule. -
Den 27ten August
Hatte die erste, zweite & dritte Klasse
in dem mittleren Schulsaal Prüfung.
Den 28ten August
Hatte unsere (IV) Klassen Vormittags
von 9 bis 12 1/2 Uhr Prüfung. Nachmittags
machten wir (unsere ganze Schule nehmlich mit Hr. Dr. Siebel)
einen Ausflug an den Rhein, und,
machten im Hinaus- u. Heimwege einige
militärische Exerzitien.
Den 29ten August
Morgens 9 bis 10 1/2 Uhr Singprobe.
Nachmittags frei.
Den 30ten August
Fuhr ich Nachmittags nach Mannheim ins
Theater. Zampa oder die Marmorbraut
wurde aufgeführt. Nach dem Theater
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nach Frankenthal zurück.
Den 31ten August
Morgens 10 Uhr war in dem Theater¬
saale Singprobe
Mittags 3 bis 5 Uhr ebendaselbst öffentlich.
Preisevertheilung Ich hatte das
Glück in der Arithmetik meinen
Preis davonzutragen, nehmlich:
Gedichte Ludwigs I Königs v. Bayern.
Nach der Preisevertheilungfuhr ich
nach Dürkheim. -
Von 1ten Sept bis zum 3ten S.
Brachte ich in Dürkheim meine
Zeit auf ganz gewöhnliche Art
hin, ohne daß weiter etwas
Bemerkenswerthes vorgefallen
wäre.
Den 4ten September
War Fritz von Eisenberg, nebst
einem seiner Bekannten "Karl Thauer"
bei uns. Sie blieben aber nur
eine Stunde bei uns, u. gingen
dann nach Neustadt; ich beglei¬
tete sie bis nach Wachenheim.
Den 5ten September
Um 12 1/2 Uhr Mittags ging ich nach
Hartenburg, wo ich Fritz u Hana
erwartete. Um 2 trafen sie
ein. Wir gingen nun mitei¬
nander über Höningen nach
Altleiningen, wo wir bei Herrn
Pabierfabrikant Friedrich, den
Bruder meines verlebten Gro߬
vaters uns ein wenig aufhielten.
Nachdem wir in Begleitung des
Vetter Franz, das Schloß daselbst+)
besehen hatten, gingen wir, nachdem
sich Vetter Franz verabschiedet hatte
über Wattenheim nach Hettenheim.
Als wir hier ankamen war es schon
+) über die Geschichte dieser Burg. S. Lehmann ___ Gem.
d. Shnei__. F Bd. pag. 34. 35 u. s. m.
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dunkel, und es fing dermaßen
zu regnen an, daß wir kaum
weiter kommen konnten. Doch
kamen wir alle, wenn auch bis
auf die Haut durchnäßt u.
über u. über mit Dreck bespritzt,
glücklich in Eisenberg an. -
Den 6ten Sept.
Weil in Eisenberg Kirchenich
war, so kamen noch mehre andere
Verwandten nach Eisenberg.
Heute starb auf der Engeburg
Friedrich daselbst, der Bruder
meines Großvaters, was auf
alle fröhlichen Kirchenichgäste ein
Eindruck machte. Wir erfuhren
es gerade, als wir in den Engel
zur Musik gehen wollten.
Wir gingen also ins Sa__nilche
u. blieben daselbst bei der Musik
bis 2 1/2 Uhr Morgens.
Den 7ten Sept. -
Ich war heute, weil ich nicht lang
u. wegen meines Ohrs schlecht
geschlafen hatte ein wenig ver¬
stört. Abends waren wir bei
Hr. Adjunkt Zegg zum Nachtessen
eingeladen.
Den 8ten bis 11ten Sept.
Wie gewöhnlich. In Eisenberg
Den 12ten Sept.
Von Eisenberg nach Tiefenthal;
hier aß ich zu Mittag, u. nach
dem Mittagsessen nach Dürkheim.
Den 13ten bis 17ten Sept.
Wie gewöhnlich in Dürkheim
Den 18ten Sept.
Fuhr ich Morgens nach Frankenthal,
weil ich daselbst allerhand zu besorgen
hatt, u. Nachmittags nach Dürkheim zurück.
-- Seite 23 --
Den 19ten bis 23ten September.
Wie gewöhnlich. In Dürkheim,
ohne daß weiter etwas Bemer¬
kenswerthes vorfiel.
Den 2ten September.
War mein Geburturtstag. Ich war
15 Jahre alt.
Den 25ten Sept.
Wie gewöhnlich.
Den 26ten Sept.
war es hier sehr lebhaft mit
Orgeln u. s. w. wegen des Wurst¬
marktes. Abends waren wir auf
den Wiesen in der Gaststätte
des Ludw. Zarltner , wo wir Würste
aßen.
Den 27ten September
war Wurstmarkt. Es war Morgens
sehr schlechtes Wetter und regne¬
risch; mittags war es so ziemlich.
Der Wurstmarkt war sehr still
u. ruhig, wenig von Fremden besucht,
und in Vergleich mit den frühern
Jahres beinah gar nichts. Wir
hatten gar keinen Besuch
Den 28ten Sept.
Wurstmarkt. Schönes Wetter.
Den 29ten Sept.
Morgens 10 Uhr waren die Volks¬
spiele, welche nicht übel waren.
Alle mitspielende hatten blau
weise Kappen in der Gestalt
eines Zuckerhuthes auf, u. einen
farbenen Epaulett. Auf selbe Weise be¬
wegte sich der Zug von dem Rathhaus
auf die Wiesen des Hr. Sauerbeck,
dem Wurstmarkt gegenüber,
begleitet von Mannheimer Musik,
Bürgerwache, Polizeimusikschaft,
dort angekommen fingen die
Spiele an, u. hörten am Mittag auf.-
-- Seite 24 --
Den 30ten September
Wie gewöhnlich
Den 1ten Oktober
Waren die Küfer bei uns; ich war
den ganzen Tag im Keller.
Den 2ten Oct.
Ebenfalls im Keller. Morgens
zwischen 10 u. 11 Uhr kamen Soldaten
vom 9ten bayer. Infanterie Regiment
mit der Musik an. Der Oberst
logierte in den Jahreszeiten.
Abends war Musik in Bergners
Garten.
Den 3ten Oct.
Wurden wir im Keller fertig.
Den 4ten Oct.
War Nachmarkt. Onkel von Eden¬
koben war bei uns. Wir aßen im
Saale oben zu Mittag.
Den 5ten Oct. (Montags)
Fuhr ich mit Onkel von Edenkoben nach
Edenkoben. Abends gingen wir zu Fuß nach
Maikammer u. nach
Edenkoben zurück.
Den 6ten October.
Morgens fuhren wir nach Kleißweiler,
Burrweiler, wo sich die sagenwerte
Annakapelle befindet, in welche jährlich
nach Anna Tag eine Prozession gehalten
wird. Mittag war ich zu Haus.
Den 7ten u. 8ten October
Vertrieb ich mir die Zeit in Eden¬
koben mit Spazeirengehen u d. Gl.
Den 9ten October.
Fuhr ich mit Onkel & Tante nach
Landau. Hier traf ich den Wetter
Karl an, mit dem ich den ganzen
Tag in Landau herumging, da Onkel
u. Tante nach Billigheim gefahren
waren. Abends gind ich & Karl über
Nußdorf nach Edenkoben zurück.
Den andern Morgen nur drin.
10. October. morgens 8 Uhr
ging Karl nach Landau zurück, ich
begleitete denselben bis Edesheim.
-- Seite 25 --
Denselben Morgen um 10 Uhr machte
ich mich in Edenkoben auf und ging
über Maikammer, Diedesfeld,
Winzingen, Mußbach, Deidesheim,
Forst, Wachenheim nach Dürkheim,
woselbst ich Nachmittags 3 Uhr sehr
ermüdet ankam.
Den 11ten October
Wie gewöhnlich
Den 12ten Oct. Heute ging der Herbst
hier an, wir aber fingen noch nicht
zu ernten an. Wir beschäftigten
uns mit Vorbereitungen auf die
Weinlese.
Den 13ten October
Wir machten Büttten, Zuber
Kelter u. Alles gerecht, um morgen
die Weinlese beginnen zu können.
Den 14ten Oct.
Wir laßen in allen Wingert
die Stangen herab, Nachmittags
laßen wir auch die beiden Heidfelder.
Den 16ten bis 20ten Oct.
Wir beschäftigten uns fortwährend
mit der Weinlese. Es mußte
einmal ein ganzer Zug u. einmal
ein halber wegen schlechten und
nassem Wetters ausgesetzt
werden. In dem Wingert und an
der Kelter war ich den ganzen Tag.
Den 21ten Oct. (Mittags)
Heute nach Inscription zu Syeyer;
allein, das wir keine Chaise bekommen
konnten, so konnte ich nicht fortfahren,
sondern beschäftigte mich auch in
dem Wingert.
Den 22ten Oct
fuhr ich nach Speyer u. ließ mich
einschreiben.
Den 23ten bis 28 Oct.
Ich meldete mich in die IIte Gymnasialklasse,
und machte die Prüfungen bis den 28ten
mit, allein, es gelang mir nicht, ich wurde
-- Seite 26 --
mit noch andern in die erste Gymnasi¬
sialklasse zurückgeworfen
Den 29ten Oct.
Waren schriftliche Prüfungen
Den 30ten Oct.
Waren mündliche Prüfungen
Den 31ten Oct
war in dem Lyceums Saal öffentliche
Gesetzes vorlesung, und ich wurde devini¬
tiv in die Ite Gymnasialklasse
eingewiesen.
Den 1ten November
War Messe hier, diese dauerte
die ganze Woche hindurch.
Den 2ten November
War keine Klasse
Den 3ten Nov.
War zum erstenmal Klasse,
es ging alles gut.
Den 4ten
Nov.
Heute kam Hr. Durchlaucht der Fürst
Wrede hier an.
Den 5ten November
Morgens und Mittag war ich , wie gewöhnlich
in der Klasse. Abends 8 Uhr brachten hiesige
Bürger dem Fürsten einen Fackelzug. Wir
besahen denselben von dem Wachthause aus.
Sodann gingen wir in die Wohnung des
Fürsten, u hörten den Gesang u. die Musik
mit an.
Den 6ten Nov. vis 27 Nov.
fiel bei mir gar nichts vor, was der Auf¬
zeichnung wert wäre. --
Den 6ten Nov. bis 27 Nov..
fiel bei mir gar nichts vor, was der Auf
zeichnung werth wäre. ---
Den 28ten November
Abends gab der Cacilen Verein ein Concert
im Lyceums-Saal; wir durfen unentgeldlich
hinein. --
Den 29ten November
Morgens arbeitete ich, u. Nachmittags belustigte
ich mich mit Schlittschuhlaufen, auf den Wiesen
neben dem Rhein.
Den 30ten November
Ich hatte es sehr im Halse u. auch der Bauch,
was mich hinderte die Nachmittagklasse
zu besuchen.
Original: Deutsch
-- Seite 27 --
1841
Da es mir meine Zeit nicht erlaubt, mein
Tagebuch von Tag zu Tag regelmäßig fort¬
zu setzen, so mache ich hier eine Zeitlang
nur ganz allgemeine Bemerkungen.
Dienstag den 1ten Dezember
Ich konnte noch nicht in die Klasse gehen.
Mittwoch den 2ten Dezember bis
Dienstag den 22ten Dezember
Wie gewöhnlich, ich ging in die Klasse
beständig, ohne auszusetzen.
Mittwoch den 23ten Dezember
Fuhr ich nach Frankenthal.
24te Dezember
Zu Frankenthal.
D. 25te Dezember
War Weihnachten; ich bekam ein Uhr,
u. Reinecken
Den 26ten bis 30 Dezember
Zu Frankenthal, auch fuhr ich 2 Tage
nach Heidelberg, nämlich den 26ten und
27ten
Den 31ten Dezb.
Ich blieb auf bis Nachts 12 Uhr.
Den 1ten Januar
Prost Neujahr!
Zu Frankenthal.
Den 2ten Januar
Nach Speier.
Den 3ten Janurar bis 19ten Februar
Wie gewöhnlich in Speier.
Den 20ten Februar
Nach Frankenthal.
Den 21ten u. 22ten Februar
Zu Frankenthal, ohne daß was
vorfiel.
Den 23ten Februar
Von Frankenthal in die Rheinschanze,
und von da nach Speier.
Den 24ten Februar bis 30ten April
Es fiel nichts vor, was der Aufmerksamkeit
werth wäre; ich war die ganze Zeit in
Speyer und besuchte unausgesetzt die
Schule.
Den 1ten April
Von Speier nach Frankenthal
Den 2ten u. 3ten April
Zu Frankenthal
Den 4ten April
Zu Mannheim
Den 5ten u. 6ten Apriil
Zu Frankenthal
Den 7ten April
Von Frankenthal nach Freinsheim u. von da nach
Dürkheim. Abends wieder nach Frankenthal
zurück.
-- Seite 28 --
Den 8ten April
Zu Frankenthal.
Den 9ten April
Abends waren wir in Hr. Präsidents
Merkel
Den 10ten April
Wie gewöhnlich
Den 11ten April
Ging ich zum Abendmahl
Den 12ten April
Abends hatten wir Visitte
Den 13ten Aril
Von Frankenthal nach Dürkheim zu Füßen.
Den 14ten u. 15ten
Zu Dürkheim, hatte ich allerlei zu
besorgen.
Den 16ten April
Nach Frankenthal zurück
Den 17ten April
Abends waren wir von Hr. v. Pölnitz
eingeladen; wir gingen hin.
Den 18ten Apil
Nach Speier., über den Rhein gefahren
Den 29ten April bis 28ten Mai
wie gewöhnlich; außer, daß am 2ten
Mai in dem Saale des Lyceums ein
Maifest bestehend aus Gesang und Dekla¬
mation gehalten wurde.
Den 29ten Mai.
Mittags 3 Uhr fuhr ich auf dem Dampf¬
schiff Stadt Straßburg von Speier
nach Mannheim; von hier aus ging
ich nach Oggersheim; und von hier aus
fuhr ich auf dem Gesellschaftswagen
nach Dürkheim.
Den 30ten Mai
war ich in Dürkheim sehr vergnügt.
Den 31ten Mai
War Markt
Den 1ten Juni deßgleichen.
Den 2ten Juni
fuhr ich auf einem Leiternwagen
von Dürkheim über Bühl u. Schiffer¬
stadt nach Speier.
Den 3ten bis 8ten Juni
Wie gewöhnlich.
Den 9ten Juni.
Mittags 1/2 2 Uhr auf dem
Dampfschiff Stadt Straßburg nach Mannheim.
Hier Abends ins Theater. Romeo
u. Julia wurde aufgeführt, worin die
-- Seite 29 --
Fräulein Hofzelt mit außerordent¬
lichem Beifall Gang. Abends 10 Uhr auf dem Dampfschiff
zurück nach Speier.
Den 10 bis 22ten Juni
Wie gewöhnlich
Den 23ten bis 25ten Juni
War das pfälzische Musikfest in
Dürkheim. Die Erlaubnis dorthinzu gehen
wurde mir nicht gegeben.
ich war sehr traurig in Speier diese
Tage oben.
Den 26ten Juni
Nachmittags mit dem März nach Oggers¬
heim u. von dort im Gesellschftswagen nach
nach Dürkheim. Ich tras daselbst die
Großmutter, sowie die Tante v. München
und die Rosa.
Den 27ten u. 28 Juni
Sehr vergnügt in Dürkheim.
Den 29ten Juni
Morgens in dem Gesellschaftswagen
um 6 Uhr fuhr ich in die Rheinschanze.
Ich ging nach Mannheim, fuhr mit
der Eisenbahn nach Friedrichsfeld, hielt
mich dort eine Stunde auf, sodann
auf die Eisenbahn zurück nach Mannheim.
von da in die Rheinschanze. hier aß ich
zu Mittag, fuhr Nachmittags mit dem
Gesellschaftswagen nach Speier, wo ich
um Halb 5 Uhr ankam.
Den 30ten Juni bis 10ten August.
Alles ging seinen gewöhnlichen Gang. Ich ging
regelmäßig in die Klasse, repetierte fleißig,
und bereitete mich zur Prüfung vor.
Den 11ten August
War das letzemal ordentliche Klasse.
Den 12ten August
Hatten die Lyceischen Prüfung, und da
H. Prophessor Halm als Lyceal-Professor
dabei beschäftig war so hatten wir den
ganzen Tag keine Klasse. Abends kam
die Elise mit der Tante von München
hier an, begriffen auf der Reise nach
München. Sie logierten bei H. Inspec¬
tor Decken. Ich aß seselbst zu Nacht;
und noch abends um halb 11 Uhr nahm ich
Abschied.
Den 13ten August
War aus der oben erwähnten Ursache den
ganzen Tag keine Klasse.
-- Seite 30 --
Den 14ten August
Heute hatte die IV Klasse der Lat. Schule
dahir, (B. Than) im Lycenumsaale Prüfung von
8-12, von 8-10 hörte ich mit mehreren aus
meiner Klasse zu; von 10-11 hatten wir Klasse.
Mittags ging ich in die Vorbereitung zum H.
Abendmahl.
Den 15ten August.
Morgens zum Abendmahl Mittags spazieren.
Den 16ten August.
Morgens von 8-9 Klasse. hierauf den ganzen
Tag frei. Ich repertirrte meinen Cicero;
Cato major für die Prüfung. Mittags
spazieren.
Den 17ten August.
Den ganzen Tag frei. Ich repetierte ging
auch mitunter Spazieren.
Den 18ten August
Morgens 8-12 Prüfung. Zuerst Cicero Cato
major. Ich fing an an dem VII. Cap. es
ging gut. Sodann hatten wir Morgengymnastik
bis 3/4 auf 11 Uhr. Und dann Homer Anfang
des IX Gesanges die 40 erste Worte;
ich jedoch kam nur wie bemerkt im Cicero und
in der Mathematik daran; im Homer auch.
Nachmittags ging ich spazieren. (nach dem Spazier
gang schrieb ich dieses nieder vom 30ten Juni an)
Den 19ten bis 23ten August
Während dieser ganzen Zeit hielt ich mich, ohne
etwas zu arbeiten in Syeyer auf; oft
hatte ich Langeweile. Auf Montag den
23ten hatten wir uns ein Chaisel nach
Dürkheim bestellt. Da wir jedoch unser
Zeugniß,wie wir geglaubt hatten, heute
nicht bekamen, so mußten wir jene
abbestellen für heute, und konnten nicht
abfahren.
Den 24ten August
nach dem wir Mogens zwischen 8 und
9 Uhr unsere Jahreszeugnisse erhalten
hatten. Wir fuhren fort um 11 Uhr,
nahmen unsern Weg über Mutterstadt,
wo wir einkehrten, sodann über
Hochdorf, Forst, Wachenstein nach
Dürkheim, wo wir ungefähr um 4 Uhr
ankamen.
Den 25ten August
Auf das Namens- und Geburtsfest
seiner Majestät war ich den ganzen lieben
langen Tag zu Dürkheim im Keller
beim Weinablassen beschäftigt; so
wie ebenso den ganzen folgenden
Tag Den 26ten August
wo wir Nachmittags um 5 Uhr mit den Kellerge¬
-- Seite 31 --
geschäften fertig wurden. Abends war
ich im Bachgarten.
Den 27ten bis 30ten August.
Es fiel nichts vor, was der Aufzeichnung werth
wäre. -
August Chillot und ich hatten eine Reise nach
Cusel projektiert, und von da über Kreuznach, Bingen,
Mainz, Worms und Frankenthal. Wir setzten
alles zu dieser Reise in Bereitschaft und
bestimmten den 31ten August zum Tage unserer
Abreise.
Den 31ten August
Morgens um halb 6 Uhr schritten wir beide frisch
und munter, unseren Ranzen auf dem Rücken,
den Stock in der Hand, am Finkenpfad und Fried¬
hof vorbei, links der Fuhrstraße auf den Klei¬
nen Fußpfädchen nach Grethen. Es war ein
herrlicher Morgen. Die Sonne war noch nicht
aufgegangen, und die angenehme Frische that
uns sehr wohl. Leichten Schrittes und unter
angenehmen Gesprächen wanderten wir um
das Dürkheimer Thal entlang. Die Ruinen
Limburg und Hartenburg (über deren Geschichte
man Aufschluß findet in Lehmanns geschichtl. Gemäld.
der Pfalz (Rheinkreis) II Heft: Dürkheimer Thal)
waren hinter uns; das Thal fing an wild¬
romantischer zu werden; die Sonne ging auf; was
die Ranzen unseren Rücken bald kund thaten.
Dieses kümmerte uns jedoch wenig und lustig und
wohlgemuth wandelten wir an den beiden er¬
sten Papiermühlen, dem Wirthshaus zum grü¬
nen Wald, den beiden Sägemühlen und der
dritten Papiermühle vorbei und kamen in
das Jägerthal. Als wir auch dieses im Rücken
hatten und immer berganwärts stiegen, ging
es etwas langsamer und beschwerlicher als
früher, die Sonne brannte uns auf die Köpfe,
und die Ränzen machten uns sehr warm.
Dessen ungeachtet kamen wir doch glücklich auf
die Höhe, und nun gings mit raschen Schritten
bergab nach Frankenstein, wo wir um
halb 9 Uhr ankamen. Wir kehrten in dem
Gasthause zum Hirsch ein bestellten uns
Butter und Käse, und tranken ein Glas Wein
dazu. Als wir uns nun hier für die weitere
Reise stärkten, ließ ich ich von ungefähr mit
der verwittweten Frau Posthaltern von Hoch¬
dorf wie ich nachher von ihr hörte nach Reisevorhaben fuhr, um ihre
beiden Söhne, die sich dort auf der Gewerbeschule
befanden, mit in die Ferien zu nehmen,
in ein Gespräch ein. Da sie nun erfahren hatte,
woher wir kämen, und wohin wir wollten, erbot
sie sich uns mit in ihrer Chaise bis nach Kaisers¬
-- Seite 2 --
lautern zu nehmen. Dankbar nahmen wir dieses
anerbieten an. Um 10 Uhr fuhren wir in
Frankenstein weg. Wir mochten etwa noch
eine viertel Stunde von Kaiserslautern
entfernt sein, als die Söhne der Frau Posthal¬
tern ihrer Mutter entgegen kamen. Na¬
türlicher Weise stiegen wir sogleich aus und
und jene ein. Langsamen Schrittes, gingen wir
bei sehr außerordentlichen Hitzen nach
Kaiserslautern. Ohne uns aufzuhalten gingen
wir durch und besahen darin nichts als das Central¬
Gefängniß von außewendig, da unser Weg
uns ohnweit des selben vorbeiführte.
Trotz unseres Entschlusses ohne Aufenthalt
bis nach Landstuhl zu gehen, traten wir
doch, durch die ungeheure Hitzen gleichsam ge¬
zwungen, in ein Bauernwirtshaus unweit
Lautern und tranken schlechten Wein für 8
Kreuzer. Wir wurden mit einem Fuhr¬
mann eins, daß er uns auf seinem Wägel¬
chen mit bis nach Landstuhl nahm. Wir fuhren
also mit ihm, und obgleich sehr schlecht, so ist
und bleibt dennoch immer das Sprichwort wahr:
"besser schlecht gefahren als gut gegangen".
Wir fuhren an 3 Höfen vorbei; sodann
durch Kindsbach. Zwischen Kindsbach und Land¬
stuhl sahen wir rechts von der Straße ab wür¬
felförmige Steine liegen, mit welchen der
durch seine Würfe bekannte Franz von Sickingen
gewürfelt haben soll. Um halb 4 Uhr kamen
wir nach Landstuhl. Wir kehrten bei Herrn
Posthalter Didier dasselbst ein. Abends be¬
sahen wir wir die Ruine Sickingen. Die ruht ganz
auf Felsen auf einem von allen Seiten stei¬
len Berge. Etwas geschichtliches von dieser Burg
hab ich bis jetzt nicht ermitteln können.
August ging nicht bis ganz mit hinauf, da er
starkes Kopfweh bekam. Um seinetwillen
hielt ich mich oben nicht lange auf, sondern
ging gleich mit ihm herunter und brachte
ihn in ein Bett. Nachdem er 1 1/2 Stunden
geschlafen hatte, befand er sich wieder wohl;
wir aßen hierauf, blieben dann
noch ein Stündchem vergnügt beisammen, tranken
ein Glas Wein, und legten hierauf uns ins
Bett.
Den 1ten September (Mittags)
Es war ungefähr 7 Uhr, als wir aufstanden;
und da der Himmel mit Gewölk überzogen war,
so glaubten wir nicht nöthig zu haben uns frühe
auf den Weg machen zu müssen, wes wir
gestern, der ungeheuren Hitze wegen gethan
hatten. Es war ungefähr 9 Uhr als wir Land¬
stuhl verließen. Wir gingen auf die obere
Schernau, eine Mühle, die dem Herrn
Diedier gehört. Nach einem 1/4stündigem
Aufenthalten gingen wir weiter fort.
Wir machten dadurch, dass wir unsern
Weg über die Schernau nahmen einen
Umweg von einer Stunde.
Nach 1/2 Stunde hatten wir Ramstein erreicht.
von hier gingen wir nach Steinwenden, Obermohr,
Schrollbach; hier aßen wir zum Mittagessen
guten, frischen Butter und tranken ein
Glas Wein dazu. Als wir aus dem Wirths¬
hause heraus traten, sah es aus, als wollte es
Regen geben, was jedoch glücklicherweise
nicht der Fall war; sondern im Gegen¬
theil ein Wind vertrieb die Woken, und
es entstand das schönste Wetter, was
uns einerseits gewar sehr angenehm, an¬
derseits jedoch auch wieder insofern unlieb
war, da die Sonne uns sehr heftig auf die
Köpfe brannte; dessen ungeachtet ging un¬
sere Reise doch gut von statten. Wir
gingen durch die Dörfer: Niedermohr,
Bettenhausen, Münchweiler; nachdem
wir letzteres, ein großes Dorf, das ich bei¬
nahe für zwei angesehen hätte, im Rücken
hatten stiegen wir über einen Berg, und
hatten auf 1/2 Stunde Rehweiler erreicht.
Von hier aus hatten wir einen 2 Stunden
langen sehr beschwerlichen Weg nach Cusel,
den die so große Hitze noch etwas be¬
schwerlicher machte; denn es ging bestän¬
dig bergab bergauf, so daß wir einige¬
mahl ausruhen mußten. Um 4 Uhr
erreichten wir endlich Cusel, das wir nicht
eher sahen, als bis wir darin waren.
Wir wurden von Großmutter und Onkel
herzlich empfangen. Abends gingen wir
mit Onkel ins Wirthshaus und tranken
ein Glas Wein.
Den 2ten September.
Beinahe den ganzen Tag lang waren wir
zu Hause; wir spazierten im Haus, Hof
und Garten umher, und lasen sehr viel.
Gegen Abend ging Onkel mit uns nach
Diedelkopf, wo wir von dem Mineral¬
wasser tranken, was August nicht recht
schmecken wollte.
An dem Badhause daselbst, sahen wir einen großen
Stein, mit verschiedenen Wappen geziert. Früher
war hier ein Saline, welche der Pfalzgraf
Johannes anlegte, und der Stein war oben zu
zu der Saline gehörigen
neuen Thore eingemauert er trägt folgende
Inschrift, woraus die Wahrheit des eben Gesagten
erhellet:
VON GOTTES GNADEN
JOHANNES PFALZGRAF
BEI RHEIN HERZOG IN
BAIERN GRAF ZU VELDENZ
UND SPONHEIM HAT DIESES
SALZSOD MIT GUTEM BE
DACHT ANGEFANGEN UND
DIES THOR BAUEN LAS
SEN ANNO CHRISTI
1597
Jetzt steht dieser Stein an der nördlichen Seite
des Badhauses. Auch befinden sich in der Nähe
noch mehrere Steine, von denen wir ebenfalls
einige besahen. Kurz vor Sonnenuntergang
gingen wir wieder nach Cusel zurück.