Der kleine Koffer besteht aus gepresstem Karton (Lederimitation). Unterteil und Deckel mit Rahmen sind durch quadratische Holzleisten stabilisiert, die Ecken mit aufgenagelten Kartonkappen verstärkt. Scharniere, Schloss und Handgriff bestehen aus gebogenem und vernietetem Blech. Das Äußere ist dunkelbraun verfärbt, die Innenflächen mit rot weißem Papier (Textilimitation) kaschiert.
Mit diesem Köfferchen ging Elsa Beck aus Kemend/Máriakéménd (Schwäbische Türkei, Ungarn) ab 1942 zur Schule. Weil in ihrem Dorf nur Deutsche wohnten, fand der Unterricht in deutscher Sprache statt, Ungarisch wurde erst ab der 3. Klasse unterrichtet.
Im November 1944 – Elsa war gerade in die dritte Klasse gekommen - entschloss sich ihre Mutter Augustina, vor der näher rückenden Front zu flüchten. Der Vater Johann Beck befand sich zu dieser Zeit im Krieg, hatte seine Frau aber mehrmals brieflich ermahnt, rechtzeitig Schutz zu suchen.
Die Mutter und zwei ihrer Töchter, die neunjährige Elsa und die 20-jährige Rosa, konnten nur das Notwendigste mitnehmen: Kleidung, Bettzeug, etwas Geschirr, Lebensmittel. Elsa durfte ihr Gepäck selbst auswählen – allerdings sollte sie es allein tragen können. Sie entschied sich für eine Puppe sowie für den Koffer mit ihren Schulbüchern.
Am 18. November brachen Becks auf. Vom nächsten Bahnhof gelangten sie in acht Tagen mit einem Zug nach Österreich. In der Steiermark wurde das Mädchen wieder eingeschult. Der gerettete Koffer jedoch bereitete Elsa hier Kummer: Er entlarvte sie als Flüchtlingskind, denn in Österreich benutzten alle anderen Kinder Schulranzen.