Schräg von Westen blickt der Betrachter auf die Fassade der Kirche S. Croce in Gerusalemme, eine der sieben römischen Pilgerkirchen. Die damals neu errichtete Fassade war 1743 von Domenico Gregorini und Pietro Passalacqua fertiggestellt worden.
Piranesi vermeidet eine gerade Frontalansicht der Architektur und versucht, seiner Radierung durch die Schrägsicht eine gewisse Dynamik zu geben. Diese wird auch durch starke Kontraste der Bildkomposition erzielt: So steht südwestlich der zumeist verputzten Fassade eine von Pflanzen überwucherte Mauer gegenüber, aus der Bauteile einer älteren Bauphase ragen. Im Vordergrund findet man zwischen antiken Ruinenresten kleine Gruppen von Staffagefiguren. Optisch scheint ein Ruinenquader im Vordergrund plastisch aus der Darstellung herauszuragen, in dem er seinen Schatten auf die Titelleiste des Blattes wirft. Ein Kompositionseinfall den Piranesi anscheinend nachträglich eingefügt hat, denn der Rand, den Piranesi bereits vorab gezogen hatte, geht durch den modellierten Quader hindurch.
Imke Ritzmann